Innerhalb von nur zwei Wochen stehen mit dem Ibergrennen (01./02.06.2024) und dem Glasbachrennen (14.-16.06.2024) auch in der kommenden Saison wieder zwei thüringer Bergrennstrecken im Kalender der Deutschen Bergmeisterschaft und des KW-Berg-Cups. Die beiden Veranstaltungen in Heilbad Heiligenstadt und in der Nähe von Bad Liebenstein gehören seit vielen Jahren zu den Highlights der deutschen Bergrennsportszene. Die Geschichte der thüringer Bergrennen und des Berg-Cups für Tourenwagen der Gruppe H, welcher 1988 seine Premierensaison erlebte, reicht dabei bis in das Jahr 1990 zurück und fand auf einer ganz anderen, inzwischen nicht mehr befahrenen Bergrennstrecke ihren Anfang. Für den ersten Auftritt des Berg-Cups in der damals noch existierenden DDR arbeiteten einige wenige Organisatoren auf beiden Seiten der deutsch-deutschen Grenze Hand in Hand zusammen.
Im Juni 1990, eine Woche vor der Währungsunion und gut drei Monate vor der Deutschen Wiedervereinigung, gingen beim Heubergrennen im thüringischen Friedrichroda bereits Bergrennfahrer aus Ost und West gemeinsam an den Start. Die Organisatoren des damals noch jungen Berg-Cups und des ausrichtenden MC Gotha fanden zu jener Zeit aus ganz unterschiedlichen Gründen zueinander und kamen damit sogar den Motorsportverbänden aus Ost und West zuvor. In Westdeutschland schwand die Anzahl der regionalen Bergrennen in den 1980er Jahren aufgrund strikterer Umwelt- und Genehmigungsauflagen. Dem Motorsportclub aus dem Osten dürfte die erstmalige Teilnahme zahlreicher „Westfahrer“ an einem Bergrennen in der ostdeutschen Provinz damals sehr gelegen gekommen sein, gab es doch für die DDR-Bürger durch die offenen Grenzen zu jener Zeit viele reizvolle Wochenendausflugsziele.
Als Mitbegründer und Organisator des Berg-Cups war Andreas Schettler damals einer der Drahtzieher dieses ersten deutsch-deutschen Bergrennens nach dem Fall der Berliner Mauer. Auf seinem Simca Rallye war der Unternehmer aus Baden-Baden 1990 auch als Aktiver zusammen mit seinen Brüdern Harald und Wolfgang selbst mit dabei. Jetzt erinnert sich Schettler in einem Interview an diese bewegte Zeit und wie es 1990 zur Kontaktaufnahme in den Osten kam. Nur wenige Wochen später stand eine Abordnung des Berg-Cups beim Heubergrennen am Start.
Das Interview mit Andreas Schettler ist Teil der Reihe „Berggeschichten“ von KB Media, in der ehemalige Bergrennsportler aus vergangen Zeiten erzählen. Im Jahr 1991 gehörte dann auch das Heubergrennen der Vergangenheit an und der Berg-Cup-Tross schlug stattdessen seine Zelte beim Glasbachrennen auf. Schettler weiß als damaliger Klassensieger in der 1.300-Kubikzentimeter-Klasse auch vom Rennen hinauf zum Glasbachstein zu berichten, welches bei hochsommerlichen Temperaturen aufgrund einer aufbrechenden Asphaltdecke nur einen Wertungslauf erlebte. Erst 2011 wurde das Glasbachrennen dann nach 20 Jahren Pause wiederbelebt.
Unlängst kam mit dem Sauerländer Theo Leutner ein weiterer ehemaliger Fahrer bei den „Berggeschichten“ zu Wort, der 1990 beim Gastspiel des Berg-Cups in der DDR mit dabei war.
Seit dem Heubergrennen 1990 sorgte der Berg-Cup auch auf anderen, inzwischen nicht mehr im Bergrennkalender vertretenen, thüringer Bergrennstrecken für tollen Motorsport und gute Unterhaltung. So war man lange Zeit auch auf einem Teilstück des Schleizer Dreiecks und auf der kurvenreichen Bergrennstrecke am Kyffhäuser unterwegs.