Einer der erfolgreichsten deutschen Motorrad-Rennfahrer feiert am 17. September 2023 seinen 90. Geburtstag. Lothar John aus Schriesheim, ganz in der Nähe von Heidelberg beheimatet, blickt auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Rennfahrerleben zurück. „Ich hatte viel Glück bei meinen Stürzen, die ich alle ohne große Knochenbrüche überstanden habe, ganz im Gegensatz zu vielen meiner Rennfahrerkollegen“, weiß der Jubilar zu berichten.
Damals, in den 60er und 70er Jahren gab es viele Straßenrennen, an denen er teilnahm. Die fanden auf den abgesperrten öffentlichen Straßen in ganz Europa statt. Sein erstes Rennen bestritt er als 20-jähriger beim Odenwaldring Rennen in Buchen. Ein zweiter Platz auf der 500er-BMW war der erfolgversprechende Auftakt für die spätere Karriere. Ihm zu Ehren veranstaltet sein jüngerer Bruder Manfred seit über 15 Jahren die Odenwald Klassik im Nachbarort Walldürn auf dem dortigen Flugplatz als Revival.
In Breslau (Schlesien, heute Wroclaw in Polen) am 17. September 1933 geboren, flüchtete seine Familie zum Ende des Krieges und landete in dem Weinort Schriesheim an der Bergstraße. Sein Vater, der ebenfalls wie die gesamte Familie vom Motorradbazillus befallen war und vor dem Krieg einige Motorrad-Wettbewerbe bestritt, unterstütze Lothar nach seinen Möglichkeiten.
Nach weiteren Erfolgen in der damaligen Ausweisklasse erfolgte 1959 der Aufstieg in die internationale Lizenzklasse mit einer bunten Palette an Motorradmarken. Weiterhin auf BMW, aber mit der Rennsportversion RS54, startete er bei den deutschen Meisterschaftsläufen und internationalen Rennen. 1960 errang er beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring mit dem 6. Platz in der Halbliterklasse den ersten WM-Punkt. Man muss bedenken, dass es damals nur bis Platz 6 WM-Punkte gab und die Mindest-Renndistanz 200 Kilometer betrug.
Da aber die BMW in der Soloklasse bald nicht mehr wirklich konkurrenzfähig war, wurde sie an einen Gespann-Rennfahrer verkauft. Dort waren die RS-Motoren besonders begehrt. Mit dem Erlös kam eine Norton Manx 500 und eine Bultaco TSS 125 ins Haus, die kontinuierlich auf 200 cm³ und 250 cm³ Hubraum für die 250er-Klasse wuchs. Die Manx wurde verkauft, für die 125er-Klasse stieg er auf eine 125er Honda CR 93 um.
Aber die Bultaco war sehr störanfällig, also musste sie einer Suzuki 250 weichen. Allerdings war die T20 ein Serien-Motorrad, das er mit viel Aufwand zu einer Rennmaschine mit Wasserkühlung umbaute. 1968 war auch das Jahr des ersten deutschen Meistertitels. Das Kuriosum: Als während der Saison die Ersatzteile für die Suzuki ausgingen und es keine Kolben mehr gab, stellte sein Freund und Motorradhändler Kurt Meier (Mannheim) kurzerhand seine Yamaha TD 1C für die restlichen Rennen zur Verfügung. Damit holte er gleich für zwei japanische Marken die Meisterschaft.
Viele hielten den damals Schwarzhaarigen, für einen Italiener, konnten aber wegen des englisch klingenden Nachnamens nicht einordnen, was für ein Landsmann er ist. So tauchte in den Ergebnislisten auch J. Lothar, also der Vorname als Nachname auf. Der Name übrigens wird deutsch ausgesprochen.
Im Jahr darauf wurde der neue Production Racer von Yamaha, eine TD2, angeschafft. Damit verteidigte er nicht nur erfolgreich den Meistertitel, sondern holte auch in der Weltmeisterschaft beachtliche Erfolge. Platz 2 beim Großen Preis von Deutschland hinter Weltmeister Kent Anderson, weitere Plätze in den Punkterängen brachten in der WM-Endwertung Rang 9 als bester Westdeutscher Fahrer ein.
Parallel dazu fuhr er in der 125er-Klasse für das Renn-Team des Versandhändlers Neckermann eine MZ. Das große Versandhaus importierte damals, neben MZ, die tschechischen CZ- und italienischen Garelli Motorräder. Auch dort gelangen ihm jeweils mit Rang 4 beim GP von Deutschland und 5 beim GP der CSSR Top-Plätze in der Weltmeisterschaft. Damals gab es nur für die 10 Erstplatzierten WM-Zähler.
Aber er fuhr auch mehrgleisig in den größeren Klassen. Als Doppelstarter mit den damals erfolgreichen Yamahas in der 350er-Klasse und dem typgleichen Motorrad, auf 354 cm³ gebracht, in der 500er-Klasse. Nationale Vize-Meisterschaften und Top-10-Plätze in den WM-Läufen waren die Ausbeute.
Zum Schluss seiner Karriere bekam er vom damaligen Suzuki-Importeur Röth eine TR 500 zur Verfügung gestellt. Doch mehrere Motorschäden vereitelten eine erfolgreiche Platzierung. Unvergessen der Kampf um Platz 2 mit Rodney Gould beim finnischen Grand Prix in Imatra, als eine Runde vor Schluss ein kapitaler Motorschaden einen weiteren Platz auf dem Podium vereitelte.
In seiner 20-jährigen Motorsport-Karriere fuhr er zahlreiche Marken und Modelle in allen Soloklassen. Unter anderem auch eine 50er Suzuki in Spa-Francorchamps, die ihm sein Freund Hans-Georg Anscheidt geliehen hatte. Ebenso die Werks-125er Suzuki beim Großen Preis der DDR. Anscheidt stieg aus Werbezwecken dort auf die Neckermann-MZ von Lothar John um. Leider vereitelte auch da ein Zündungsschaden auf Platz 2 liegend hinter Phil Read (Yamaha) einen Podiumsplatz. Ein Motorradtausch unter Rennfahrerkollegen, der in der heutigen Zeit undenkbar wäre.
Bis vor einigen Jahren war er ein gerne gesehener Gast bei den vielen Klassik-Veranstaltungen. Von verschiedenen Sammlern zur Verfügung gestellt, bewegte er gerne die 500er-BMW RS54 und die Yamaha TD2. Durch sein technisches Verständnis kam er schnell mit den unterschiedlichsten Motorrädern zurecht. Umgewöhnungsprobleme mit neuen Motorädern waren ihm schon nach wenigen Runden im Training fremd. Im Fahrerlager war er durch seine unkomplizierte und freundliche Art bei den Rennfahrerkollegen beliebt.
In den letzten Jahren traf er sich ab und zu mit seinem Freund Dieter Braun, der ganz in der Nähe wohnt. Wer den beiden dann bei den Geschichten und Erlebnissen von damals zuhören durfte, fühlte sich in die goldene Zeit des Motorrad-Rennsports zurückversetzt. Sein Sohn Alexander mit Familie kümmert sich rührend um den Jubilar, der in erster Linie in seinen Erinnerungen lebt.
Lothar John proficiat met Je 90e verjaardag en nog vele gezonde jaren vele groeten uit Renndorf Tubbergen waar Je vele jaren graag gezien werd mfrgr Gerhard Sauer