IDM Oschersleben: Spannungsgeladener Saisonauftakt bei strahlendem Sonnenschein

Für den Saisonauftakt der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) hatten sich die besten Motorradrennfahrer des Landes in diesem Jahr in der Magdeburger Börde zusammengefunden. Auf der Grand-Prix-Rennstrecke bei Hohenstein-Ernstthal wurden die spärlichen Lärmtage bereits am ersten Maiwochenende für ein Schaulaufen ehemaliger Rennsport-Stars genutzt und so wich man seitens der für die IDM verantwortlichen Motorpresse Stuttgart für das erste Rennwochenende auf Deutschlands nördlichste Rennstrecke aus. Bei beachtlichen Temperaturen und stattlichem Sonnenschein konnten das überschaubare Publikum vor Ort und die Daheimgebliebenen im Livestream äußerst spannende Rennen verfolgen.

IDM Superbike

Angesichts des überlegenen Meisterschaftsgewinns durch Ilya Mikhalchik im vergangenen Jahr und der Teilnehmerliste der im Jahr 2025 sprachen Spötter schon vom BMW-Cup mit sporadischer Beteiligung weiterer Marken. Doch mit Florian Alt (IDM-Superbike-Champion 2023) hat Honda, nach dem Weggang Mikhalchiks in die Britische Meisterschaft, wahrscheinlich das heißeste Eisen im Feuer. Das Triple-M-Ducati-Team verstärkte sich über den Winter mit Lukas Tulovic, der von Insider bereits vor dem ersten Rennen zum Favoritenkreis gezählt wird.

Im Zeittraining zeigten die beiden ex-Moto2-WM-Piloten dann auch gleich gehörig auf. Tulovic markierte mit 1:23,905 Minuten die schnellste Zeit des Wochenendes und war damit über eine halbe Sekunde schneller als sein nächster Verfolger Florian Alt. Die BMW-Riege führte der Altenburger Jan-Ole Jähnig an und ließ damit die beiden Favoriten des Meisterteams Masteroil Alpha Van Zon BMW, Hannes Soomer und Leandro Mercado, knapp hinter sich.

Nach dem Start zum ersten Lauf am Sonntagmittag ging es dann Schlag auf Schlag. Während Alt und Tulovic sich behakten, ergriff Meracado die Führung und machte sich davon. Für die beiden Deutschen sollte es kurz darauf noch schlimmer kommen. Am Ende der Start- und Zielgeraden schlug das Hinterrad der Honda CBR1000RR-R heftig aus und warf den 1,90 Meter großen Athleten um ein Haar ab. Alt entging dem Drama mit einem Ritt durch das Kiesbett, musste die Maschine jedoch wenig später abstellen. Auch Lukas Tulovic konnte einen Sturz nur knapp vermeiden, als das Hinterrad seiner Ducati Panigale V4R mit einem Schlag blockierte und den 24jährigen zur Aufgabe zwang. So waren die beiden Hauptkonkurrenten für „Tati“ Mercardo aus dem Rennen und der Argentinier mit reichlich WM-Erfahrung sah sich in komfortabler Position an der Rennspitze. Hannes Soomer sah das anders. Der Este hielt sich auf Position zwei in Sichtweite seines Teamkollegen und mit den beiden GERT56-BMW Piloten Toni Finsterbusch und Jan-Ole Jähnig im Rücken. Auf dem Rückteil seines Rennleders trägt der 27jährige Soomer die stilisierte Abbildung eines Gehirns und entsprechend schlau teilte er sich sein Rennen und seine Reifen ein. In der vorletzten Runde konnte er dann Mercado so unter Druck setzen, dass diesem in den Shell-Esses das Vorderrad wegrutschte. So schrieb auch der Argentinier mit der Startnummer 36 beim ersten Saisonrennen einen „Nuller“ und Soomer erbte verdient die ersten 25 Meisterschaftspunkte der Saison 2025.

Im zweiten Rennen am Sonntagnachmittag konnte Lukas Tulovic dann wiederum den Start gewinnen endlich auch seine Rennpace souverän umsetzen. Auch die Holzhauer-Honda von Florian Alt spielte diesmal über die vollen 18 Runden mit und der 29jährige konnte so über lange Zeit den zweiten Platz behaupten. Doch gegen Rennende kam der drittplatzierte Lorenzo Zanetti immer stärker auf. Die Ducati Panigale V4R gilt als Reifenflüsterin und so konnte sich der Italiener auf der zweiten Triple-M-Ducati im Kampf um Platz zwei berechtigte Hoffnungen machen. Florian Alt ließ die Attacke jedoch nicht einfach so auf sich sitzen und konterte mit vollem Körpereinsatz gegen Zanetti. Die Rauferei blieb nicht ohne Folgen, denn alsdann hatte der zu diesem Zeitpunkt Viertplatzierte Hannes Soomer zu dem Duo aufgeschlossen. Auch der Este ging nicht zimperlich vor, bedankte sich und setzte sich mit einem harten Überholmanöver auf den zweiten Platz nach vorn. Zanetti revanchierte sich schließlich noch bei Florian Alt und verdrängte diesen vom Podest auf den vierten Platz. Vor dem Hintergrund dieses beherzten Kampfes um die verbleibenden Podestplätze rückte die tadellose fahrt des Lukas Tulovic schon fast in den Hintergrund. Mit 3,7 Sekunden Vorsprung auf Soomer überquerte der Ducati-Pilot schließlich als Sieger die Ziellinie.

Leandro Mercado kam im zweiten Lauf hinter Finsterbusch und Jähnig nur auf Platz sieben ins Ziel und musste sich dabei noch den Angriffen eines stark fahrenden Leon Orgis erwehren. Der 23jährige aus Striegistal zeigte auf seiner privat im eigenen ORM Racing Team eingesetzten BMW M1000RR mit dem achten Platz eine sehr starke Leistung. Im ersten Rennen reichte es für ihn aufgrund der zahlreichen Ausfälle sogar für Platz fünf. Bruder und Teamkollege Kevin Orgis konnte mit den Plätzen 10 und 12 ebenfalls wichtige Meisterschaftspunkte einfahren.

Mit 45 Punkten aus den ersten beiden Läufen geht Hannes Soomer als Meisterschaftsführender vom Platz. Damit hätten wohl die wenigsten vor dem Saisonauftakt gerechnet und in Schleiz wird sich zeigen, ob der Este diese Form über die Saison hinweg halten kann. Die thüringer Naturrennstrecke ist zudem Neuland für Lukas Tulovic und mit Patrick Hobelsberger, der in Oschersleben noch fehlte, wird aller Voraussicht nach ein weiterer Spitzenpilot in das Geschehen eingreifen.

IDM Supersport

Vorjahresmeister Andreas Kofler setzt auch 2025 wieder auf die Yamaha R6 und seine bewährte Startnummer 19. Diese Konstanz sollte sich im Zeittraining auszahlen. Fast acht Zehntelsekunden schenkte er dem Zweitplatzierten Dirk Geiger ein, während sich Koflers Teamkollege Marvin Siebdrath auf Platz drei ebenfalls für die erste Startreihe qualifizierte.

Den Start zum ersten Rennen konnte Kofler für sich entscheiden. Über die Renndistanz rechnete sich Honda-Pilot Geiger allerdings gute Chancen aus. Hinter ihm lauerten dann schon die Ducati Panigale V2 von Luca de Vleeschauwer und Daniel Blin. Gerade als Dirk Geiger zu entscheidenden Angriff auf den Österreicher Kofler ansetzen wollte, versagte dann aber die Technik an der MCA-Honda. Geiger rettete sich als Siebenter noch hinter seinem Teamkollegen Julius Caesar Rörig über die Ziellinie, während Andreas Kofler denn Rennsieg vor de Vleeschauwer und Blin sicher nach Hause fuhr.

Auch im zweiten Rennen lief alles wieder auf das Duell Kofler gegen Geiger hinaus. Diesmal ging der Mannheimer offensiver an die Sache heran und griff frühzeitig nach der Führung. Kofler folgte und setzte seine Attacke erst in der letzten der insgesamt 15 Rennrunden eingangs der Hasseröder-Kurve. Doch Geiger konterte sofort und ließ dem amtierenden Meister auf den verbleibenden zwei Kilometern keine Chance mehr. Luca de Vleeschauwer wurde Dritter vor Julius Caesar Rörig, der Stepan Zuda knapp auf den fünften Platz verwies. Marvin Siebdrath konnte die gute Trainingsleistung am Sonntag nicht ganz umsetzen. Platz sieben für den 21jährigen als Wildenfels, nachdem er im ersten Lauf am Samstag als Vierter das Podest knapp verfehlte.

Die vor Saisonbeginn hoch gehandelten Lennox Lehmann und Marcel Brenner kämpften in Oschersleben noch mit Schwierigkeiten. Supersport-300-WM-Laufsieger Lehmann erkämpfte nach Platz 17 im ersten Lauf immerhin Meisterschaftspunkte für den zehnten Platz. Der mit Supersport-WM-Erfahrung ausgestattete Brenner erreichte die Ränge 9 und 12.

IDM Sportbike

Als Nachfolger der Supersport 300 ist die Sportbike-Klasse in diesem Jahr neu im Programm der IDM. In der Britischen Meisterschaft wurde bereits 2024 der erste Sportbike-Meister gekürt, im Rahmen der Superbike-Weltmeisterschaft lösen die etwas leistungsfähigeren Maschinen im kommenden Jahr die 300er-Bikes ab.

Als amtierender IDM-Supersport-300-Meister darf Oliver Svendsen im ersten Jahr der IDM Sportbike die Nummer 1 auf seiner Hertrampf-Triumph tragen. Im Qualifying musste der Däne aber zunächst Luis Rammerstorfer auf der Freudenberg-Triumph den Vortritt lassen. Das erste Rennen bestimmt dann allerdings Oliver Svendsen mit Petr Svoboda, der ebenfalls aus der 300er-Klasse zu den Sportbikes umgestiegen ist. Erst in der letzten Runde setzt Svendsen zur entscheidenden und erfolgreichen Attacke auf den Aprilia-Piloten aus der Tschechischen Republik an und sicherte sich so den ersten Sieg in der neuen IDM-Klasse. Fast hätte es die dritte in der IDM Sportbike vertretene Marke auch noch auf das Premierenpodest geschafft. Justin Hänse scheiterte auf seiner Yamaha R7 nur knapp an Rammerstorfer im Kampf um den dritten Platz.

Im zweiten Rennen am Sonntagvormittag schloss Luis Rammerstorfer dann mit einer beherzten Fahrt zum Spitzenduo Svoboda/Svendsen auf und ging zwischenzeitlich sogar in Führung. Doch dann riss dem Österreicher zwei Runden vor Schluss die Kette. Svendsen hatte seinen Angriff für die letzte Runde perfekt getimt, doch dann konnte der Däne einen Highsider ausgangs der Hasseröder-Kurve gerade noch abfangen und gab so die Führung an Svoboda ab. In einer Chaosrunde machte Svendsen auf den verbliebenen zwei Rennkilometern den verlorenen Boden wieder gut und stellte sich in der letzten Kurve innen neben Petr Svoboda, der diesem Angriff nichts entgegenzusetzen hatte. Justin Hänse erbte den dritten Platz für das Team Motorradtke-Penz13-Yamaha.

Northern Talent Cup (NTC)

Als Doppelsieger des Saisonauftakts und damit Meisterschaftsführender kam Fynn Kratochwil zum zweiten Wochenende des NTC 2025 nach Oschersleben. In der Magdeburger Börde musste sich der 14jährige aus Mühlhausen/Thüringen im Zeittraining einer hervorragend aufgelegten Anina Urlaß geschlagen geben. Beide hatten im vergangenen Jahr als Gaststarter ihr Debüt im Northern Talent Cup gegeben, in diesem Jahr sind sie Gegner im Kampf um den Meistertitel.

Neben den beiden Trainingsschnellsten spielten im ersten Lauf nur die Belgier Lorenzo Pontillo und Tom Rolin sowie Thias Wenzel noch eine Rolle. Anina Urlaß bestimmte das Rennen über fast die gesamte Distanz von 16 Runden, doch dem entscheidenden Angriff von Fynn Kratochwil in der letzten Runde hatte die 14jährige Hohndorferin nichts entgegenzusetzen. Nur 0,049 trennten die beiden im Ziel. Pontillo und Rolin überquerten die Ziellinie auf den Plätzen drei und vier ganze neun Sekunden vor dem Fünftplatzierten Robin Siegert. Thias Wenzel musste seine Siegeshoffnungen nach einem Sturz begraben.

Am Sonntag fuhren Kratochwil und Urlaß in ihrer eigenen Liga. Als einzige konnten sie ihre Zeiten auf tiefe 1:33 Minuten steigern und waren damit schneller als im Zeittraining. Pontillo, Rolin, Wenzel und Siegert, so schien es, würden den verbleibenden Podestplatz unter sich ausmachen. Wieder hob sich Kratochwil seinen entscheidenden Angriff für die letzte Runde auf. Am Ende der Gegengeraden verteidigte sich Urlaß diesmal auf der Innenseite und rutschte auf der Bremse weg. Kratochwil, der außen herum überholte wurde in den Sturz verwickelt und so endete das Rennen für beide im Kiesbett.

Für die Verfolgergruppe ging es in den letzten drei Kurven plötzlich um den Sieg. Mit Robin Siegert setzte sich schließlich der kleinste des Feldes gegen die Belgier Tom Rolin und Lorenzo Pontillo durch. Thias Wenzel wurde Vierter.

In der Meisterschaft liegt der dreifache Saisonsieger Fynn Kratochwil noch immer 19 Punkte vor der Zeitplatzierten Anina Urlaß. Nach einem weiteren Gastspiel im Rahmen der IDM in Most wird der Northern Talent Cup am 11.-13.07.2025 im Rahmen des Motorrad Grand Prix auf dem Sachsenring seine Rennen austragen. Eine Woche später dürfen sich die Talente in Brünn ein weiteres mal im Rahmen der MotoGP präsentieren.

ADAC Junior Cup

Wie im Northern Talent Cup, so stand auch im ADAC Junior Cup eine schnelle Frau aus Sachsen auf der Pole-Position. Smilla Göttlich zeigte den 16 anderen Damen und Herren im Zeittraining wo es lang geht, allen voran ihrem sieben Jahre älteren Bruder Lennard. Der war, zugegebenermaßen, etwas aus dem Training, denn der 20jährige Eibauer widmet sichseit etwa vier Jahren vorrangig dem Seitenwagensport. Zuletzt war Lennard Göttlich 2019 im ADAC Junior Cup und in der Corona-Saison 2020 in der IDM Supersport 300 sportlich auf zwei Rädern unterwegs. In Oschersleben hatte er nun die Möglichkeit seiner Schwester, für die es 2025 um nicht weniger als den Cupsieg geht, Schützenhilfe zu leisten.

Im ersten Rennen funktionierte das nur bedingt, denn Lennard Göttlich auf Platz vier den Anschluss zur Rennspitze verpasst. Dort duellierte sich seine Schwester Smilla mit Danny Hinkelmann. Als dieser sich an der Lausitzerin vorbei in Führung setzte, musste er das hohe Tempo mit einem Sturz bezahlen. Da der 14jährige in der Folge medizinische Hilfe benötigte, wurde das Rennen abgebrochen und nach Runde 9 gewertet. Zwar lag Hinkelmann zu diesem Zeitpunkt an führender Position, doch als Auslöser der roten Flagge kam er nicht in Wertung. Weil mehr als zwei Drittel der Renndistanz absolviert waren, erhielt Smilla Göttlich die volle Punktzahl. Die Podiumsplätze zwei und drei gingen unterdessen an Brandon Schmidt und Louis Wolff.

Der zweite Lauf musste ebenfalls aufgrund eines Sturzes mit der roten Flagge abgebrochen werden. Da die zwei Drittel der Renndistanz noch nicht erreicht waren, wurde ein Sprint über die verbleibenden fünf Runden angesetzt. Louis Wolff, der im ersten Teil des Rennens bereits stark fuhr, konnte sich schließlich im Duell mit Smilla Göttlich um Haaresbreite (0,019 Sekunden) durchsetzen. Dritter wurde Brandon Schmidt, der sich in der Verfolgergruppe 2,5 Sekunden hinter dem Spitzenduo gegen Lars Weißensee und Lennard Göttlich behauptete.

Für den motorsportbegeisterten Zuschauer war über das Wochenende also Einiges geboten, doch im Zeitplan hätte es durchaus noch Platz für weitere Rennen gegeben. Ursprünglich war geplant, dass die in Amerika äußerst beliebte und bereits im Rahmen der MotoGP ausgetragene Bagger-Rennserie mit modifizierten Reisemotorrädern im Stil der frühen Superbike-Jahre in Oschersleben ihre Europa-Premiere feiert. Der Bagger Racing European Cup wurde allerdings weniger als einen Monat vor dem geplanten ersten Auftritt vorerst vertagt. Kurzfristig versuchte man dann einen IDM-Sidecar-Lauf zu initiieren, doch die Resonanz war erwartbar gering, so dass auch dieses Rennen schlussendlich aus dem Zeitplan gestrichen werden musste. Ob sich 2025 überhaupt ausreichend Teams für eine Deutsche Meisterschaft im Gespannsport finden ist mehr als fraglich. Theoretisch wären Läufe im Rahmen der IDM in Most und Assen geplant, sowie das Finale beim Sidecar-Festival Anfang Oktober in Oschersleben.

Das nächste IDM-Wochenende steigt bereits am 31. Mai und 1. Juni 2025 auf dem Schleizer Dreieck. Dort werden u.a. der Pro Superstock Cup und der Twin Cup das Rahmenprogramm der IDM-Klassen bilden.

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