Kurt Baum zum einhundertsten Geburtstag

Kurt Baum (1910-1983)

Eisenberg ist ein traditionsreiches Motorsportzentrum. Die Geschichte des Eisenberger Motorsports geht weit zurück.
Alles fing einmal mit der Autofabrik Peter & Moritz an. Diese war von 1918-22 in Eisenberg ansässig. Danach zog sie nach Naumburg um und ging dort 1926 in Konkurs. Christoph Willi Gehring, technischer Direktor der Firma, meldete schon 1920 das Patent für einen Volkswagen an. Begonnen hatte alles in der Amtschreibersmühle. Diese gehörte zu dieser Zeit dem Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald. Mit ihm tauschte sich Gehring über Metalleigenschaften und Verschleißverhalten an Maschinen aus.

Kurt Baum mit seinem BMW-Eigenbau 1949 am Sachsenring

Außer Pkw’s fertigte die kleine Eisenberger Autofabrik auch LKW’s und Rennwagen. Diese nahmen u.a. am Naumburger Bergrennen und dem Autorennen auf der Berliner Rennbahn teil.
In diese Zeit fallen auch, zwei nachgewiesene Veranstaltungen des Motorrad- Clubs Eisenberg. 1926 organisierte dieser eine Zuverlässigkeitsfahrt von Eisenberg über Gösen-Schkölen-Aue-Prießnitz-Leislau-Camburg-Jena-Bürgel-nach Eisenberg zurück. Man fuhr 3 Runden mit einer vorgeschriebenen Geschwindigkeit von 30 – 40 kmh.
Ein Jahr später am 29. Mai organisierte der Verein ein Motorradrennen. Vom Waldkrankenhaus über Bad Klosterlausnitz-Trotz-zurück nach Saasa. Gefahren wurden 5-7 Runden, die Zeitung von damals berichtet von 8.000 – 10.000 Besuchern.

DDR-Meisterschleife 1951

Kurt Baum aus Hainspitz war 1927 17 Jahre alt. Er wurde am 06.02.1910 geboren. Es ist anzunehmen, dass auch er in Hainspitz an der Rennstrecke stand und hier seine spätere Karriere als Rennfahrer begann.
Aus einem Brief von Hubert Schmidt Gigo, einem treuen Freund der Familie auch die Stimme des Sachsenrings genannt, Rundfunkreporter, Fernsehmoderator und selbst Testfahrer geht hervor, dass Kurt Baum schon als Junge sein erstes Flugzeug baute. Mit ihm flog er einige 100 Meter und stürzte dann ab. Weiterhin beschreibt er ihn als vielseitigen Autodidakten. Motor-Tuning, aerodynamische Versuche im selbst gebauten Windkanal, Bau von Karosserien für Rennwagen und Rennfahrer zu Wasser und zu Lande waren nur ein Teil seiner technischen Begabungen. Als einziger Privatfahrer in der DDR wurde er 1949 auf der Rekordstrecke Dessau und dem Sachsenring DDR-Meister.
Später fuhr er auf dem Wasser Weltrekorde und nahm an europäischen Meisterschaften teil. Als Erfinder baute er eine staubfrei funktionierende Auto-Lackieranlage oder ein Trabant-Montier-Wartungskarussell. Auch in der Film- und Tontechnik brachte er Erfindungen auf den Markt.
Der Künstler Kurt Baum drehte Filme (u.a. die Filme über die 700 Jahrfeier in Eisenberg), stellte für den Kunstmarkt Wandteller her, zeichnete, goss in Zinn und Bronze u.v.m. Der Schlusssatz von seinem Freund Hubert Schmidt Gigo sagt eigentlich alles:
„Steckbrief: Gesucht wird ein ähnlich vielseitiger und genialer Mensch in unserer Zeit“
Kurt Baum starb am 23.08.1983 im Alter von 73 Jahren.

Dem Rennfahrer, Erfinder, Künstler und Techniker
Kurt Baum , Hainspitz zum 100. Geburtstag
06.02.1910- 23.08.1983

Am 27. März wird in Eisenberg eine Oldtimerschau zu Ehren von Kurt Baum stattfinden. Kurzfristige Anmeldungen an petermaennchens-laden@gmx.de. Wer weiß, wo sich der Baum-BMW befindet?

Text: Joerg Petermann, www.petermaennchens-laden.de / Fotos: motorrennsportarchiv.de

3 Meinungen zu “Kurt Baum zum einhundertsten Geburtstag

  1. br sagt:

    Hallo, hatte mich immer mal damit befasst, den Silberpfeil Live zu sehen. Mann sagte mir auf der Burg Augustusburg würde er stehen. Das war aber nicht so. Einmal wurde im Netz auch ein Rennwagen von ihm verkauftann stand im Netz das in Eisenberg im Heimatmuseum eine Ausstellung über Motorsport in der DDR sei. Als ich dort war, war dort nix und keiner könnte sich an Kurt Baum erinnern. Ich weis aber das viele persönliche Sachen unter anderem sein Album über Rennsport 8 Kilo schwer an ein Museum gegangen ist. Ich besitze noch ein paar künstlerische Sachen. Ich wäre super gern zum 100. Geburtstag nach Eisenberg gekommen wusste aber nix davon. Er war und ist für mich immer noch einer der genialstens Menschen unserer Zeit. Lg

    • Jörg Petermann sagt:

      Hallo BR,
      ich sitze momentan in Zusammenarbeit mit seiner Tochter an einem Buch über Kurt Baum und wir sind an allem interessiert was Sie von Ihm haben. Viele Ihrer Fragen werden sich nach Erscheinen des Buches klären. Eine beantworte ich schon mal, das auf der Augustusburg war der Kinderrennwagen seiner Tochter. Über einen Kontakt würde ich mich sehr freuen
      Jörg Petermann

  2. Diemo sagt:

    Ich habe von 1957 bis 1960 bei Kurt Baum in Hainspitz Kfz-Handwerker gelernt. Daher kenne ich auch den Rennwagen „Silberpfeil“ und seine Rennboote der J-Klasse bis 175 CCM Hubraum in Stufenform und das große Boot in 3-Punktform, mit denen er hohe Preise gewonnen hat. Die Motoren wurden auf einem eigenen Prüfstand getuned. Kurt Baum war ein fordernder Chef, der – wenn er eine Sache einmal selbst in die Hand nahm, mit höchster Effizienz zur Sache ging. Ich hatte das Glück, von ihm häufiger als mir damals lieb war, als Lehrling von ihm als „Handlanger“ angefordert zu werden. Ich habe damals im Alter von 14 bis 17 Jahren schon gelernt, Unmögliches nicht unversucht zu lassen. Das hat mein späteres Leben beeinflusst und zu dem einen oder anderen Erfolg geführt. Allerdings habe ich den erlernten Beruf nicht ausgeübt und bin nach Studium im Kältemaschinenbau gelandet.

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