TT 2019: Peter Hickman dominiert historischen Renntag auf der Isle of Man

Das Wetter hatte den Zeitplan der Rennen zur Tourist Trophy 2019 schon in der vergangenen Woche komplett über den Haufen geworfen. Nachdem am Montag endlich die ersten drei Rennen stattfinden konnten, drehte sich am Dienstag und Mittwoch wiederum kein Rad. Für Donnerstag den 6. Juni stellte die Organisation um Rennleiter Gary Thompson einen Zeitplan auf, den es so vorher noch nie gegeben hatte. Fünf Rennen sollten an nur einem Tag über die Bühne gehen, dazu zwei Trainings über je eine Runde.

Der eng gestrickte Plan erforderte, dass alles rund läuft und keine Verzögerungen bei der Straßensperrung oder Zwischenfälle während der Rennen auftreten. Zusätzlich wurde die Rundenzahl der Rennen gekürzt, was wiederum mehr Druck auf die Schultern der Fahrer bedeutete.

Zuerst wurden die Fahrer der Klasse Supersport in den Zwei-Runden-Sprint ohne Boxenstopp geschickt. Peter Hickman (Triumph), Dean Harrison (Kawsasaki) und James Hillier (Kawasaki) setzten sich schon in der ersten Runde von der weiteren Konkurrenz ab. Doch erst in der zweiten Runde konnte Hickman über den Snaefell Mountain hinweg den entscheidenden Vorsprung von 3,3 Sekunden auf Harrison herausfahren. Hinter Hillier auf Platz drei folgten Conor Cummins (Honda) und Jamie Coward (Yamaha), der sich in einem starken Rennen gegen den Sechstplatzierten Michael Dunlop (Honda) durchsetzen konnte. Lee Johnston, der Sieger des erste Supersport-Rennens, spielte im zweiten Lauf keine Hauptrolle. Er kam nur auf dem neunten Platz ins Ziel.

Horst Saiger (Yamaha) belegte den 17. Platz und Julian Trummer aus Österreich sah das Ziel als 29. TT-Neuling David Datzer aus Deutschland steigerte seine Geschwindigkeit kontinuierlich auf 113,325 mph (182,378 km/h) und belegte Platz 54.

Ben und Tom Birchall lieferten eine weitere Galavorstellung ab und fuhren zu TT-Sieg Nummer zehn.

Vor dem ebenfalls auf zwei Runden verkürzten zweiten Rennen der Seitenwagen lautete die große Frage: Wer stoppt die Birchall-Brüder? John Holden, der im ersten Lauf mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, war den Brüdern diesmal dichter auf den Fersen, doch eine echte Chance auf den Sieg sollte er nicht bekommen. Zehn Sekunden fuhren die Birchalls in nur zwei Runden auf Holden/Cain heraus, die wiederum auf dem zweiten Platz einliefen. Dritte wurden Peter Founds und Jevan Walmsley vor den ex-Weltmeistern Reeves/Wilkes. Der 17fache TT-Sieger Dave Molyneux, der nach einem kurzen Stopp in Ballaugh die Fahrt fortsetzte, sah das Ziel mit seinem Beifahrer Harry Payne schließlich als Zehnter.

Nach einem Ausfall im ersten Rennen konnte das französisch-belgische Duo Estelle Leblond mit Beifahrer Frank Claeys diesmal eine Zielankunft auf dem hervorragenden sechsten Platz verbuchen.

Nachdem das Siegermotorrad von Peter Hickman aus dem Superbike-Rennen am Montag wieder auf Superstock-Konfiguration zurückgerüstet wurde, dominierte Peter Hickman auch die RL360 Superstock TT. Über den Snaefell Mountain hinweg konnte der Smiths-BMW-Pilot seinen Vorsprung auf Dean Harrison (Kawasaki) in der ersten Runde auf neun Sekunden ausbauen. Der Pflichtboxenstopp musste bei dem verkürzten Rennen nach der ersten Runde vorgenommen werden, somit war kein Raum für taktische Spielchen gegeben. Als die Plätze eins und zwei bereits von Hickman und Harrison bezogen waren, entfachte noch einmal ein heißer Fight um den verbleibenden Podestplatz. David Johnson (Honda) konnte in der letzten Runde den dritten Platz von Michael Dunlop (BMW) erobern, der sich jedoch so leicht nicht geschlagen gab. Im Ziel gaben gerade einmal 0,2 Sekunden den Ausschlag zugunsten des Honda-Werkspiloten aus Australien, der damit zum ersten Mal dem Ruf zur Siegerehrung auf der Isle of Man folgen durfte. Hinter Dunlop folgten Conor Cummins (Honda) und Michael Rutter (BMW) auf den Plätzen fünf und sechs.

Der Schweizer Lukas Maurer steigerte sich in der dritten und letzten Runde auf einen Schnitt von 119,415 mph (192,179 km/h) und verpasste auf Platz 38 nur knapp eine der begehrten Replikas.

Ebenfalls auf zwei Runden gekürzt wurde die Lightwight TT für Motorräder der Supertwin-Klasse. Der Sprint ohne Boxenstopp sollte zu einem wahren Thriller zwischen dem Trainingsschnellsten Jamie Coward (Kawasaki) und Vorjahressieger Michael Dunlop (Paton) werden. Beide schenkten sich während der beiden Runden um den 60 Kilometer langen Mountain Course nichts. Unzählige Male wechselte die Führung zwischen den beiden und oft lag der Zeitunterschied bei weniger als einer Sekunde. Im Ziel hatte Dunlop knapp 1,3 Sekunden auf seiner Seite der Uhr. Bei Coward, der in diesem Jahr bisher eine sehenswerte Vorstellung bei der Tourist Trophy ablieferte, wich die Enttäuschung über das verlorene Rennen schnell der Freude über sein erstes TT-Podium.

Jamie Coward

Für Michael Dunlop, der erst vor zwei Wochen beim North West 200 zum Rennsport zurückkehrte, nachdem er seinen Bruder William im Juli 2018 beim Training zum Skerries 100 verlor, war es ein emotionaler und hart erkämpfter Sieg. Nur wenige Wochen vor dem Comeback hatte er sich bei einem Trainingssturz an der Hand verletzt; eine Verletzung, die ihn auch bei der Tourist Trophy noch beeinflusst. Darüber hinaus war es auch der 50. Sieg der Dunlop-Familie bei der TT. Michael Dunlop, der auch seinen Onkel Joey (TT-Rekordsieger mit 26 Siegen) und seinen Vater Robert (5 TT-Siege) an den Rennsport verlor, hält nun im Alter von 30 Jahren bei 19 Siegen auf dem Mountain Course.

Michael Dunlop

Lee Johnston (Kawasaki) sicherte sich mit fünf Sekunden Vorsprung den dritten Platz vor Paul Jordan (Kawasaki), der sein bisher bestes TT-Resultat einfuhr. Michael Rutter (Kawasaki) und Stefano Bonetti (Paton) komplettierten die Top-6. Peter Hickman sah auf dem achten Platz als einziger Norton-Pilot die Zielflagge, Zehnter wurde der Liechtensteiner Horst Saiger (Paton).

Das fünfte und letzte Rennen des Tages sollte das einzige sein, welches nicht gekürzt wurde. Ohnehin führt die TT Zero für Elektromotorräder nur über eine Rennrunde. Davey Todd hatte kurzfristig den Platz seines am Montag tödlich verunglückten Teamkollegen und Freundes Daley Mathison auf dem Motorrad der Universität Nottingham übernommen und er war auch der Einzige, der den beiden Werksmotorrädern von Mugen Konkurrenz bieten konnte. Leider musste Todd seine Runde vorzeitig am Bungalow beenden. Somit war der Weg für einen Doppelsieg der beiden Mugen Shinden frei. Michael Rutter setzte mit 121,909 mph (196,193 km/h) einen neuen Rundenrekord für Elektromotorräder und siegte am Ende acht Sekunden vor seinem Teamkollegen John McGuinness. Damit fuhr der 47jährige nicht nur seinen fünften Sieg bei der TT Zero seit 2011 ein, er gewann auch stets, wenn er mit einem Elektromotorrad antrat. Der dritte Platz ging schließlich an Ian Lougher auf der Idaten X RE, der jedoch bereits dreieinhalb Minuten Rückstand auf den Sieger verbuchen musste.

Michael Rutter

Dass Elektromotorräder (zumindest in dieser Form) einmal die Zukunft sein werden muss bezweifelt werden. Ein Zuwachs an Qualität oder in der breite der Teilnehmer konnte man in den vergangenen zehn Jahren nicht beobachten. Und auch das kombinierte Alter der ersten drei Fahrer (Rutter, McGuinness und Lougher) von 149 Jahren spricht Bände.

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