Sachsenringpublikum feiert die besten Gespanne der Welt

Pekka Päivärinta und Timo Karttiala feiern ihren Sieg im Goldrace am Sonntag

Der Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring ist eines der größten Motorsportereignisse des Jahres. Mit 226.944 Zuschauern an allen drei Veranstaltungstagen und Temperaturen bis 35 Grad brach der Mega-Event wieder einmal alle Rekorde.
Nur wenige Fans verließen die Tribünen nach den Trainings bzw. den Rennen, denn auch die Rahmenrennen des Grand Prix sollten es in sich haben. Für ihr langes Warten in der sengenden Hitze belohnte Seitenwagen-Weltmeisterschaft ihr Publikum schon am Samstagnachmittag mit einem Sprintrennen über elf Runden.

Start zum Sprintrennen – Schlosser/Hänni, Päivärinta/Karttiala und Delannoy/Cluze gehen zu dritt in die erste Kurve

Von der Pole-Position ging das finnische Gespann Päivärinta/Karttiala ins Rennen. Die WM-Führenden verwiesen im Qualifikationstraining mit einer Rundenzeit von 1:27,984 Delannoy/Cluze aus Frankreich und Reeves/Farrance auf die Startplätze zwei und drei. Der amtierende Weltmeister Tim Reeves verlor dabei auf die Trainingsschnellsten schon eine ganze Sekunde.

Rad an Rad kämpfen Reeves, Pävärinta und Delannoy um den Sieg am Samstag

Vom Start weg musste Reeves, der in der Weltmeisterschaft nach drei von sieben Rennwochenenden nur neun Punkte hinter den Finnen lag angreifen. Co-Pilot Patrick Farrance gab dem Hinterrad perfekte Traktion, sodass die Britten als Führende in die erste Kurve gingen. Doch in Runde zwei schnappte sich Pekka Päivärinta wieder die Spitzenposition zurück. Auch Delannoy/Cluze wollten ein Wort im Kampf um den Sieg mitreden. Keinen Meter schenkte man sich im Sprintrennen, die Gespanne wurden zur Begeisterung der zahlreichen Fans im Drift um den kurvenreichen Sachsenring getrieben. Die Schweizer Schlosser/Hänni schonten ihre Reifen und konnten wieder zu den Führenden aufschließen. Inzwischen hatten sich Reeves/Farrance die erste Position zurückerobert. Pekka Päivärinta und Timo Karttiala mussten ihrem schnellen Tempo in der Anfangsphase Tribut zollen und verloren den fielen hinter Markus Schlosser auf Platz vier zurück. Schlosser, der mit Adolf Hänni einen erfahrenen Beifahrer im Boot hat, holte dank seiner klugen Renntaktik schnell auf. In Runde sieben ging das Schweizer Gespann auch an Delannoy/Cluze vorbei und verfolgten nun die Führenden. Drei Runden vor dem Ziel hingen die beiden Deutschsprachigen am Hinterrad von Reeves/Farrance. Von den vielen Zuschauer angefeuert setzte sich Schlosser auf der Start-Ziel-Geraden neben die Briten. Doch auf der Bremse reichte es nicht und er musste sich mit seiner LCR-Suzuki wieder hinter dem Weltmeister einordnen. In den letzten beiden Runden ließ Reeves den Schweizern keine Chance und fuhr gnadenlos auf der Kampflinie. Auf dem Zielstrich fehlten Schlosser/Hänni gerade einmal 98 Tausendstelsekunden auf die Sieger Reeves/Farrance. Pekka Päivärinta verteidigte den dritten Platz gegen Delannoy/Cluze.

Gespannsport am Limit – Sebastien Delannoy treibt die LCR-Suzuki über die Kerbs

Das einzige deutsche Team mit TT-Starter Mike Roscher und Beifahrer Achim Freund musste das Sprintrennen aus der Boxengasse in Angriff nehmen und bekamen für den 17. Platz keine WM-Zähler.
Das Hauptrennen am Sonntag sollte zu einer Schlacht werden, die Mensch und Material alles abverlangte. 22 Runden zählt ein Grand-Pirx-Rennen der Seitenwagen auf der 3,671 Kilometer langen Berg- und Talbahn. Die kurvenreiche Streckenführung verlangt zudem den Co-Piloten eine sportliche Höchstleistung ab. Wer denkt, das unter diesen Voraussetzungen schonend gefahren wird liegt jedoch falsch. Das wusste auch ein Großteil der über 100.000 Zuschauer am Sonntag. Auf den Tribünen konnte man kaum leere Plätze finden, als die 22 Gespanne unter dem Jubel ihrer Fans an den Start zogen.

Das Sachsenringpublikum feiert die Dreiradartisten der Seitenwagen-WM

Wieder erwischten die Finnen Päivärinta/Karttiala einen schlechten Start und vielen bis auf Rang sechs zurück. Delannoy/Cluze führten das Feld vor Reeves/Farrance durch die ersten Runden. Dahinter wurde hart gekämpft. Die Österreicher Michael und Bernd Grabmüller erlebten in der ersten Runde eine Schrecksekunde, als sich ihr Gespann nach einer Berührung in der Sachsenkurve mit Gällros/Stevens im Kiesbett überschlug. Zum Glück blieben sowohl Bernd Grabmüller, der vom Seitenwagen in die Luft geschleudert wurde, als auch Fahrer Michael Grabmüller, der nach dem Unfall unter dem Motorrad lag, unverletzt. Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich beim Kampf um Position fünf. Richard Gatt kollidierte beim Überholversuch mit den Briten Birchall/Birchall, die sich daraufhin einen Reifenschaden einhandelten und sich in der schnellen Linkskurve hinunter zur Karthalle drehten. Beifahrer Tom Birchall flog dabei aus dem Seitenwagen und landete auf dem Asphalt. Glücklicherweise kam auch der 20jährige „Schmiermaxe“ ohne Verletzungen davon.

Kampf um die Weltmeisterschaft – Reeves jagt Päivärinta, Delannoy ist in Lauerstellung
Da war der Traum vom Sieg im Goldrace vorbei – Sebstien Delannoy und Gregory Cluze müssen den Seitenwagen in Führung liegend abstellen

Nach den Ausfällen, die allein den engen Kämpfen im Mittelfeld geschuldet waren, erwischte es in Runde vier die Spitzenreiter Delannoy/Cluze. Auf der Start-Ziel-Gerade ging der Suzuki-Motor des LCR-Gespanns in einer großen Rauchwolke auf. Reeves/Farrance erbten damit die Führung vor Schlosser/Hänni, die eine Revange für die Niederlage aus dem Sprintrennen wollten und nach wenigen Runden wieder nur knapp hinter Reeves lagen. Ein lautes Raunen ertönte über den Tribünen, als sich nach der achten Runde auch bei Markus Schlosser der Motor unter der unerträglichen Hitze verabschiedete. Wieder wurde eine sehenswerte Aufholjagd der Schweizer nicht belohnt.

Richard Gatt (8) kollidiert mit Birchall/Birchall (16) – für beide Gespanne bedeutete diese Berührung das Aus

Nun war wieder der Finne Pekka Päivärinta mit seinem Co-Pilot Timo Karttiala in der Position der Verfolger. Nach dem Sprintrennen am Samstag lagen Reeves und Päivärinta punktgleich an der Tabellenspitze und nun sollte der Sieg im Goldrace im direkten Kampf entschieden werden. Bei Rennhalbzeit bremste sich Päivärinta dann erfolgreich am Ende der Start-Ziel-Geraden am Weltmeister vorbei. Beifahrer Timo Karttiala forderte Reeves dabei unmissverständlich zum Kampf auf. Eine Runde später ging der Brite der Aufforderung an gleicher Stelle nach. Nach dem Motto „außen antäuschen und innen vorbeiziehen“ eroberten Reeves/Farrance die Spitzenposition zurück. Doch die Führung hielt nicht lange. Nur eine halbe Runde später konterte Päivärinta in der Sachsenkurve. Kein Blatt Papier hätte in bei diesem harten, aber fairen Manöver mehr zwischen die Kunststoffverkleidungen der beiden Maschinen gepasst. Das harte Duell um die WM-Führung ließ keinen Fan kalt, erst recht nicht bei den tropischen Temperaturen. Anerkennender Applaus schallte für die Meister der Asymmetrie von den Tribünen.

Ebenfalls mit Motorschaden ausgefallen – Pech für das schweizer Gespann Schlosser/Hänni

Päivärinta baute seine Führung gegenüber Reeves nun stetig aus. Zahlreiche Überrundungen und die körperliche Erschöpfung erschwerten die ohnehin schon schwierigen Bedingungen. Das hinderte Pekka Päivärinta aber nicht daran fünf Runden vor dem Ziel mit 1:29,055 die schnellste Rennrunde in den Asphalt zu brennen. Er verbesserte damit den Rundenrekord von Tim Reeves aus dem Jahr 2006 um eine halbe Sekunde.

Spannende Duelle im Mittelfeld vor vollen Rängen – Die Seitenwagen-WM hatte den Fans einiges zu bieten

Im Ziel durften sich Päivärinta/Karttiala dann als verdiente Sieger feiern lassen. Tim Reeves steuerte sein Gespann völlig erschöpft mit 18 Sekunden Rückstand über die Ziellinie. Bestes deutschsprachiges Gespann wurden Josef Moser (AUT) mit Beifahrer Ueli Wäffler (SUI), die mit Rang drei ihr bisher bestes Ergebnis der Saison einfuhren.
Einige Fahrer und Co-Piloten, darunter Tim Reeves, waren von dem Rennen so erschöpft, dass sie sich nach dem Rennen in ärztliche Behandlung geben mussten.

Die Rennen der Seitenwagen waren ein wahres Fest und feinster Motorsport für alle Zuschauer am Sachsenring. 2007 werden noch drei Rennwochenenden auf dem Salzburgring, in Rijeka und in Le Mans ausgetragen. Mehr Informationen unter www.superside.com.

Durfte sich zurecht über seinen Heimsieg freuen – Ben Gädke lässt sich von den Fans feiern
Ben Gädke (9) presst sich an Luca Grünwald (1) und Toni Finsterbusch (7) vorbei

Auch die Nachwuchspiloten des ADAC-Junior-Cups erlebten auf dem Sachsenring ihren Saisonhöhepunkt. Wo sonst hat man die Möglichkeit sich vor Zehntausenden Zuschauern und der versammelten Grand-Prix-Szene zu präsentieren? Mit 47 Fahrern ging das Rekordfeld am Samstagnachmittag in das Rennen über 14 Runden. Schnell setzte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe vom Verfolgerfeld ab. Mit dabei die Sachsen Ben Gädke (Neuwürschnitz), Toni Finsterbusch (Krostitz) und Daniel Frenzel (Lichtenstein). Nur Ben Gädke gelang es sich erfolgreich von seinen Konkurrenten abzusetzen und schließlich den Sieg vor heimischer Kulisse einzufahren. Im Kampf um den zweiten Platz ging Luca Grünwald nur 39 Tausendstelsekunden vor Katrin Meyer über die Ziellinie. Dahinter belegten die sächsischen Fahrer Toni Finsterbusch (Krostitz), Daniel Frenzel (Lichtenstein), Sarah Heide (Limbach-Oberfrohna) und Benjamin Eckner (Dresden) die Plätze vier bis sieben.

Die Berichterstattung sowie die Fotos der von der Dorna veranstalteten Rennen unterbleiben auf dieser Internetseite aus rechtlichen Gründen.

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