Historische Stätten des Motorrennsports – Die Halle-Saale-Schleife

Vor 40 Jahren endete eine 18jährige Motorsportära an der Saale

Streckenplan

Als Halle an der Saale noch die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt war, wollte man auch hier nach dem Krieg dem Motorsport frönen. Die 5,2565 km lange Strecke, welche sich die MSG Halle ausgesucht hatte lag etwas außerhalb der Stadt westlich der Saale. Heute schließt sich dort die Satellitenstadt Halle-Neustadt an. Wie fast auf allen neu entstehenden Rennstrecken der DDR waren auch hier alle Kategorien vom Motorrad über die Seitenwagen bis hin zu Renn- und Sportwagen beim ersten Rennen am 25. Juni 1950 am Start. Die Sieger der Lizenzklassen hießen Erhart Krumpholz, Walter Kanold, Edgar Barth, Walter Henne und Matthias Berger bei den Motorrädern, Pusch/Holt und Hankel/Dubian bei den Seitenwagen und Bobby Kohlrausch, Kurt Baum, Horst Grunert, Helmuth Niedermayr und Paul Greifzu bei den Wagen. Insgesamt 180.000 Zuschauer verfolgten die gelungene Premiere. Die Organisation lag in den Händen von Rennleiter Dr. Paul Bachan und Organisationsleiter Hubert Schmidt-Gigo. Ein starker Werbepartner der Veranstaltung auch in den Folgejahren war die Chemische Industrie von Leuna und Schkopau.

So ging es in Halle los – Rennen 1951

Die Strecke mit Start und Ziel auf dem Gimritzer Damm führt 1 km Richtung Süden und biegt dann nach links in einen extra neugebauten motodrom-ähnlichen Streckenteil, der auch heute noch vorhanden ist. Über zwei lange Geraden, den Weinbergweg und die Saarbrücker Straße, geht es dann zum Hubertusplatz, welcher noch umrundet werden muss, um anschließend wieder über die Heideallee zu Start und Ziel zu kommen.

Die Siegerurkunde von Bernhard Petruschke 1951

Den Erfolgen der Bayrischen Motoren-Werke sowohl bei den Zwei- und Dreirädern als auch bei den Wagen der Formel 2 setzte die einheimische Presse 1951 die „Erfolge der sozialistischen Industrie“ in der 125ccm Klasse durch MZ und bei den Sportwagen durch die Kollektiv-Wagen entgegen. So gab es auch 1951 gleich zwei Veranstaltungen, jede mit über 100.000 Zuschauern. 1952 als erstmal mit den Sportfreunden aus der CSR ausländische Starter nach Halle kamen, landeten sie auch gleich mit ihren CZ-Walter in der 250ccm Klasse einen Dreifachsieg durch Bartos, Markvart und Posokany. Im Folgejahr gingen die Siege an Karl Lottes auf MV Agusta sowie auf DKW, Rudi Knees auf Norton, Hillebrand/Barth auf BMW und Richard Trenkel auf Porsche und somit komplett an westdeutsche Fahrer. Das zweite Rennen des Jahres gewannen unter anderem in der 125ccm Klasse Walter Kaaden aus Zschopau und bei den Sportwagen Erich Käppler aus Großwaltersdorf. Die Rennleitung war in die Hände des Hallensers Hermann Schmiedel gegeben worden, wo sie auch bis 1967 bleiben sollte. Weitere Höhepunkte sicherlich 1954 und 1955 die Parallelität der Ereignisse mit dem Dreifachsieg der MZ-Werksfahrer Fügner, Krumpholz und Haase und der Sieg von Edgar Barth auf EMW über die Porsche-Armada. 1957 hieß die Reihenfolge Degner, Fügner und Musiol in der 125ccm Klasse während die Formel III schon seit 1953 durch die kleinen Cooper von Kunke und Ahrens beherrscht wurden. Gleich drei Jahre 1957-59 ging die Seitenwagen-Trophäe an Schneider/Strauß auf BMW-RS. 1959 wurde die 125ccm Ausweisklasse durch Hans Fischer, Jochen Leitert und Heinz Rosner beherrscht. Rosner legte gleich noch im zweiten Rennen des Jahres nach und wurde Zweiter (125ccm) und Sieger (250ccm), wobei er einschließlich des zweiten Roland Brendel auf NSU-Max das gesamte Feld überrundete. Das MZ-Werk hatte Rosner für dieses eine Rennen eine Werksmaschine zur Verfügung gestellt, da keine Werksfahrer an den Start gingen. Obwohl Rosner nur einen Führerschein bis 150ccm besaß, überlistete er die Abnahme – und gewann so. Mit Werner Musiol siegte erstmals in der 250ccm Lizenz-Klasse eine MZ auf der Schleife.

Karl Lottes (156, DKW) und Werner Musiol (144, MZ) im Jahre 1957 kurz nach dem Start
Peter-Frank Findeisen 1967 noch auf Plasterbelag im Formel-III-Melkus-Wartburg

In den sechziger Jahren sollten sich die Zuschauerzahlen bei 25 bis 50.000 einpendeln, welche jedes Jahr sehenswerte Rennen geboten bekamen. Ab 1961 kam bei den Motorradklassen als auch bei den Automobilen der Formel 3 richtige internationale Beteiligung zu Stande. Bischoff und Musiol waren die MZ-Helden und die Finnen Nordell und Mattila dominierten bei den Rennwagen. 1962 dominierten Hans Fischer und Werner Musiol. Bei den Wagen konnten der Schweizer Silvio Moser und Willy Lehmann diesmal die Finnen einbremsen. Im folgenden Jahr gewann Roland Rentzsch die 125ccm Ausweisklasse und Eric Offenstadt (FRA) die Formel 3-Konkurenz. Erstmals konnte 1964 Heinz Rosner in Halle die Lizenzklasse bis 125ccm gewinnen und das bei versammelter MZ-Werkselite. Eine weitere „Werksfahrerin“, die bei MZ angestellte Brigitte Walther, gewann im gleichen Jahr die Konkurrenz der 250ccm Serienmaschinen. 1965 setzte Rosner noch mal eins drauf und siegte auch in der Lizenzklasse mit Rundenvorsprung vor dem Zweiten. Es schien seine Strecke zu sein. Jacques Bernusset (FRA) gewann zum zweiten Mal hintereinander das Formel 3-Rennen mit dem ewigen Rekord von 128,15 km/h (Rundenrekord in 131,67 km/h). 1966 und 1967 wurden die Rennen auf Grund der Stadtlage nur noch auf dem verkürzten Kurs ausgetragen. Trotz des DDR-Meisterschaftsstatus war nicht mehr der Glanz früherer Veranstaltungen zu spüren. 1966 gab es einen Doppelsieg (125 und 250ccm) für Klaus Enderlein. 1967 gewann die 50ccm-Schnapsglasklasse Gernot Weser auf Kreidler. Bei den Lizenzlern gingen die Siege an Hartmut Bischoff (125ccm) und Heinz Rosner (250ccm). Den letzten und somit historischen Sieg auf der Halle-Saale-Schleife fuhr Paul Deetens auf Brabham-Formel 3 ein.

Die Tradition lebt fort

Die Halle-Saale-Schleife gehörte in dieser Zeit zu den am intensivsten genutzten Rennstrecken des Landes. Immerhin fanden in den 18 Jahren des Bestehens mindestens 24 Rennen statt, davon aber mindestens sieben auf der sogenannten kleinen Schleife mit 2,66 km Länge.

Der Reiz des neugebauten Streckenteils ist heute noch spürbar
Die Start- und Zielgerade – damals noch gemeinsam mit der Gegengeraden auf der anderen Gleisseite

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