Es war ein Rennwochenende, an das sich Zuschauer, Aktive und die Organisatoren bei der RSG Altensteiner Oberland noch lange zurückerinnern werden. Der neunfache Berg-Europameister Simone Faggioli und sein Landsmann Christian Merli konnten in den ersten vier EM-Läufen 2017 je zwei Gesamtsiege für sich verbuchen. Auf der Glasbachrennstrecke bei Bad Liebenstein, die als modernste und sicherste Europas gilt, kam es zu einem Showdown der beiden Italiener.
Für die Berg-Europameisterschaft spielt der Tagessieg keine Rolle, denn Merli und Faggioli treten in verschiedenen Klassen an und sind in ihrer Konkurrenz jeweils weit überlegen. Es geht um Prestige, um den Pokal und darum wer der beste Bergrennfahrer Europas ist. Schon im Training wurde mit allen Tricks und Kniffen versucht das Potential für die Rennläufe am Sonntag zu verschleiern und dennoch blieb Christian Merli bereits nur wenige Sekundenbruchteile über Faggiolis Streckenrekord von 2:01,557 min aus dem Vorjahr.
Am Sonntagfrüh ließen die beiden Favoriten dann das Gaspedal auch in den mit über 250 km/h zu nehmenden Mutkurven durchgedrückt. Zuerst durchbrach Faggioli mit 1:59,630 min die magische 2-Minuten-Schallmauer, doch Merli war mit 1:59,390 min noch schneller als der Bergkönig. Weniger als eine Viertelsekunde trennte die beiden Favoriten und es bahnte sich ein Kampf um jeden Meter auf dem 5,5 Kilometer langen Bergkurs hinauf zum Rennsteig an. Dahinter zeigte der Franzose Sebastien Petit eine sehr starke Vorstellung. Bei seinem ersten Auftritt auf der Rennstrecke im Thüringer Wald fuhr er eine äußerst beeindruckende Zeit von 2:03,690 min.
Im zweiten Rennlauf drückte dann die Mittagssonne auf die Motorleistung und trieb die Streckentemperatur nach oben. Neue Rekorde waren unter diesen Bedingungen nicht zu erwarten, aber wieder behielt Merli mit der Laufbestzeit die Oberhand und setzte sich in der Gesamtwertung um fast eine Sekunde ab. Im finalen dritten Durchgang ging Christian Merli noch einmal an das Limit seines Osella FA30. Mit einer Fabelzeit von 1:58,440 min drückte er den absoluten Streckenrekord in eine neue Dimension. Der Mann aus der Gegend um Trentino ist derzeit wohl der einzige, der Simone Faggioli schlagen kann. Faggioli, der seit 2009 ununterbrochen den Europameistertitel hält, konnte bei seinen bisherigen Teilnahmen am Glasbachrennen in den Jahren 2013, 2014 und 2016 jeweils den Gesamtsieg einfahren. Sebastien Petit gelang bei seinem starken Debüt im Steinbacher Leitplankenkanal prompt der Sprung auf das Podest. Mit seinen konstant schnellen Fahrten konnte er den Glasbach-Sieger von 2015, Milos Benes aus Tschechien, klar hinter sich halten. Der Belgier Jelle de Coninck glänzte ebenfalls als Gesamtfünfter mit einem starken Glasbach-Debüt. Im Training und in den ersten Rennläufen ging es für ihn nicht wie gewünscht vorwärts. Erst im letzten Rennlauf fand de Coninck noch einige Sekunden und verdrängte Fausto Bormolini auf den sechsten Gesamtrang. Als Siebenter hielt Uwe Lang im international stark besetzten Feld die Flagge der deutschen Sportwagenpiloten hoch.
Schnellster bei den Tourenwagen war Björn Wiebe aus der Klasse bis 2000ccm des KW-Berg-Cups. In seinem Renault Laguna BTCC konnte er den Österreicher Thomas Strasser am Ende klar hinter sich halten. Die etwas schnelleren Silhouettentourenwagen werden separat gewertet und hier waren es die Tschechen Vladimir Vitver und Dan Michl, die den Sieg unter sich ausmachten. Vitver im Ex-DTM Audi TT-R wendete dabei das Blatt in der letzten Auffahrt noch einmal zu seinen Gunsten.