55. Int. Frohburger Dreieckrennen: Dramatisches Saisonfinale

Ein Wochenende voller spannender Rennen, dramatischer Wendungen und Meisterschaftsentscheidungen erlebten die Zuschauer beim diesjährigen Frohburger Dreieckrennen. Der MSC Frohburger Dreieck hat sein Straßenrennen in den zurückliegenden Jahren sukzessive entwickelt und zieht heute mehr Fahrer aus ganz Europa als je zuvor an. Das ist auch von der Politik nicht unbemerkt geblieben. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich machte sich am Samstag selbst ein Bild vom Renngeschehen und traf sich mit den Organisatoren. Für die Sperrung der Straßen, die in diesem Jahr sogar noch ein weiteres Wochenende für den Classic Grand Prix umfassen wird, ist der Club auf die Unterstützung der Politik angewiesen. Schaut man beispielsweise nach Imatra, dann sieht man, dass eine solche Großveranstaltung auch aus Marketingsicht noch wesentlich besser aufgestellt sein kann, wenn sie als Chance für den Tourismus erkannt wird.

Aus sportlicher Sicht gab es in Frohburg bei den 14 Rennen einen nahezu reibungslosen Ablauf. Der erwartete Regen blieb am Sonntag zum Glück aus, lediglich am Sonntagmorgen war die Strecke von den nächtlichen Niederschlägen noch nass, was die Reifenwahl für manchen Fahrer zur Geduldsprobe werden ließ.

Großaufgebot beim penz13.com Team von Rico Penzkofer: In Frohburg setzte die sächsische Mannschaft Danny Webb, Alessandro Polita und Derek Sheils ein.

IRRC Superbike:

Kampfspuren der letzten Runde an Le Grelles Maschine

Den Titel hatte Sebastien Le Grelle zwar noch nicht in der Tasche, aber sein Vorsprung auf Marek Cerveny war mit 30 Punkten so groß, dass schon ein wenig Pech auf der Seite des Belgiers nötig gewesen wäre, um ihn noch vom Gewinn der Meisterschaft abzuhalten. Zunächst war es aber Cerveny der im ersten IRRC-Lauf gefolgt von Didier Grams vornweg fuhr. Le Grelle arbeitete sich jedoch an das Führungsduo heran und konnte in der letzten Runde zum entscheidenden Angriff ansetzen. Bei Höchstgeschwindigkeit im sechsten Gang berührten sich die Kontrahenten, wobei Le Grelle neben die Strecke geriet und mit viel Glück und Können auf dem Motorrad blieb. Cerveny siegte, Derek Sheils, der mehrfache irische Straßenmeister, der im Penz13.com-Team kurzfristig den erkrankten Dan Kneen ersetzte, erbte den zweiten Platz vor Le Grelle der mit Kampfspuren versehen die Ziellinie als Dritter überquerte. Leidtragender des Zwischenfalls war Didier Grams, der auf einer stark qualmenden BMW nur auf Platz fünf ins Ziel kam. Wahrscheinlich durchschlug ein Stein des vor ihm tobenden Zweikampfes seinen Kühler, der daraufhin den Geist aufgab. Mit Cervenys Sieg war auch die Titelentscheidung auf den zweiten Lauf vertagt.

Danny Webb fuhr im finalen IRRC-Superbike-Rennen zum Sieg.

Dieser war auch gleichzeitig das letzte Rennen des Tages. Erwartungsgemäß drehten die Penz13.com-Piloten noch einmal richtig auf. Danny Webb, der im ersten Lauf bereits die schnellste Runde drehte, aber mit technischen Problemen nur als Neunter ins Ziel kam, schnappte sich einen Kontrahenten nach dem anderen. Von Platz sechs aus machte er jede Runde eine Position gut und setzte sich am Ende sogar leicht von seinen Verfolgern ab. Der Kampf um Platz zwei wurde durch einige Nachzügler beeinflusst, die es in der letzten Runde noch zu überholen galt. Derek Sheils machte schließlich den Doppelsieg für das Team penz13.com perfekt vor Sebastien Le Grelle der die volle Punktzahl und damit die Meisterschaft holte. Didier Grams wurde Vierter, Marek Cerveny Fünfter, dicht gefolgt von Johan Fredriks auf der besten Kawasaki.

Die fliegende Holländerin Nadieh Schoots fuhr im zweiten IRRC-Superbike-Lauf ein famoses Rennen. Erstmals in Frohburg unterwegs, nahm sie es mit den erfahrenen Jungs auf und sicherte sich, nach Abzug der Gaststarter Webb und Shiels, sogar die sieben Meisterschaftspunkte für den neunten Rang.

OPEN Superbike:

Das Wochenende begann verheißungsvoll für Frohburg-Neuling Alessandro Polita. Der dritte Pilot vom penz13.com-Team sicherte sich sowohl für die OPEN-Superbike Klasse als auch für die IRRC Superbike die Pole Position. Doch der erste Platz in der Startaufstellung blieb in allen Rennen leer. Der ehemalige Superbike-WM-Pilot stürzte in seiner letzten Trainingsrunde schwer, brach sich einen Finger und verwandelte die penz13.com-BMW in einen Totalschaden.

Das erste Rennen der OPEN-Klasse fand bereits am späten Samstagnachmittag statt und die IRRC-Meisterschaftskontrahenten Cerveny und Le Grelle wechselten sich gleich mehrfach an der Spitze des Feldes ab. Le Grelle ging schließlich als Sieger hervor, Cerveny wurde Zweiter, Dritter Didier Grams.

Im Dunlop-Zelt wurde eifrig geschraubt.

Ein Drama spielte sich derweil im Fahrerlager ab. William Dunlop konnte im Training nur acht Runden auf seiner schnellen Yamaha R1M drehen. Technische Probleme am Motor sorgten dafür, dass im Zelt der Nordiren noch bis spät in die Nacht geschraubt wurde.

Am Sonntag rollte der ältere Bruder des 15fachen TT-Siegers Michael Dunlop dann unter dem Jubel der Fans mit einer reparierten Yamaha auf die siebente Startposition.

Da Marek Cerveny vor dem alles entscheidenden IRRC-Finale auf einen Start verzichtete, machten Le Grelle und Grams das Rennen unter sich aus. Sebastien Le Grelle nahm dem Limbach-Oberfrohnaer schließlich drei Sekunden ab und wiederholte seinen Sieg aus Lauf eins. Johan Fredriks, der als einer der wenigen Spitzenfahrer nicht auf BMW, sondern auf eine Kawasaki vertraut, freute sich über den Pokal für den dritten Platz. Hinter Derek Sheils wurde William Dunlop Fünfter, sein einziges zählbares Ergebnis eines ansonsten verkorksten Frohburg-Ausflugs. Sechster wurde Juha Kallio, der zusammen mit seinem finnischen Landsmann Erno Kostamo erstmals in Frohburg zu Gast war.

IRRC Supersport:

Auch in der IRRC Supersport stand die Titelentscheidung noch aus. Dabei hing die Meisterschaft für den Gesamtführenden Joey den Besten am seidenen Faden. Im offenen Supersport-Rennen am Samstagnachmittag gab es für den schnellen Holländer einen kapitalen Motorschaden. Nun musste in Windeseile ein neuer Motor in die Yamaha R6 eingebaut werden, welcher dann seine Bewährungsprobe gleich im ersten IRRC-Lauf haben sollte. Das sorgte natürlich für Anspannung bei seinem Team Performance Racing Achterhoek, doch nicht auszudenken, wenn das Aggregat im IRRC-Lauf den Dienst versagt hätte!

Joey den Besten (65) ist der neue Meister in der IRRC Supersport, Thomas Walther (77) ist Vizemeister.

Doch das sollte nicht die Einzige Schwierigkeit sein, die es für Joey den Besten zu bewältigen gab. Eine Herausforderung, vor der alle Akteure der IRRC Supersport standen war die Reifenwahl am Sonntagmorgen, denn die Strecke war aufgrund des nächtlichen Regens noch nass. Es war aber bereits abzusehen, dass es auftrocknen würde und bei Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 170 km/h auf einer sächsischen Landstraße möchte man bei diesen Bedingungen keinesfalls den falschen Reifen unter sich haben.

In der Startaufstellung herrschte rege Betriebsamkeit. Pierre-Yves Bian wechselte nach der Besichtigung mit einem Slick am Hinterrad dann doch auf den Regenreifen, bei einigen seiner Kollegen kam jedoch mit dem 3-Minuten-Schild ein Slick oder ein geschnittener Slick unter den Reifenwärmern hervor.

Reifenwechsel in der Startaufstellung bei Pierre-Yves Bian

Die Titelaspiranten konnten das Risiko nicht eingehen und setzten durchweg auf Regenreifen. Die Spannung war groß, auch bei Christian Schmitz, der sich in diesem Jahr in der Spitzengruppe der IRRC Supersport etablieren konnte. Noch in der Startaufstellung ereilten ihn jedoch irreparable technische Probleme an seiner Yamaha R6. Auch Danny Webb, der von der Pole Position in das Rennen startete, musste die Stingl-Yamaha alsbald abstellen.

So fuhren zunächst Joey den Besten und Thomas Wather vornweg. Manou Antweiler wurde auf der komplett slickbereiften MV Agusta weit zurückgeworfen. Nur Laurent Hoffmann hatte sich mit einem Regenreifen vorn und einem geschnittenen Slick hinten für die optimale Reifenwahl entschieden. Er verlor in der Anfangsphase etwas Boden, konnte aber in der letzten Runde noch Joey den Besten den Sieg abknöpfen und somit auch die Meisterschaftsentscheidung auf den Nachmittag verschieben.

Das zweite Rennen fand dann unter idealen Bedingungen statt und diesmal hielt auch die Technik an Danny Webbs Stingl-Yamaha. Der Brite fuhr ein überlegenes Rennen und siegte schließlich mit über neun Sekunden vor Manou Antweiler. Hinter den beiden Gaststartern ging es zwischen den Meisterschaftskontrahenten Joey den Besten und Thomas Walther noch um den dritten Platz. Der Schleizer konnte das Risiko eingehen, den Besten gab sich schließlich mit der Meisterschaft vor Augen mit Platz vier zufrieden.

Supersport/Moto2:

Auch die offene 600er-Klasse hatte einiges an Dramatik zu bieten. Joey den Besten sicherte sich die Pole Position, war aber bereits nach der ersten Runde mit besagtem Motorschaden draußen. Daraufhin übernahm William Dunlop das Zepter. Der Nordire hatte jedoch mit einem immer stärker aufkommenden Manou Antweiler auf der Seggewiß-MV-Agusta zu kämpfen. Drei Runden vor Schluss stürzte Dunlop dann an der Schikane und Antweiler musste ausweichen. So erbte Thomas Walther die Führung und den Sieg vor einem stark fahrenden Max Gaube und Antweiler, der sich nach seinem unverschuldeten Ausritt wieder bis auf einen Podestplatz nach vorn arbeiten konnte.

Ilja Caljouw (14) und Davy Thoonen (46) im Anflug auf die verhängnisvolle letzte Kurve.

Da Dunlops Yamaha R6 nicht reparabel war und den Besten und Walther ihre Motorräder für den IRRC-Finallauf schonten, formierte sich ein etwas dezimiertes Feld in der Startaufstellung des zweiten Laufes. Manou Antweiler hatte mit der schnellen MV Agusta gegen den Rest des Feldes leichtes Spiel. Um den zweiten Platz entfachte ein Kampf zwischen den beiden Holländern Davy Thoonen und Ilja Caljouw. Caljouw bremste die Hartmut-Wagner-Kurve auf der letzten Rille an  und ging an Thoonen vorbei. Als Caljouw jedoch das Gas aufzog, flog er per Highsider von seiner Yamaha R6. Thoonen traf seinem Landsmann unglücklich, der daraufhin sofort ins Medical Center gebracht wurde. Laurent Hoffmann erbte so den dritten Platz.

FIM Supermono Europameisterschaft:

Mit einer Premiere konnte der MSC Frohburger Dreieck in diesem Jahr aufwarten. Erstmals wurde ein offizieller Europameisterschaftslauf der FIM auf Deutschlands schnellster Straßenrennstrecke ausgetragen. Und nicht nur das, auch der Titel sollte hier entschieden werden. Lukas Wimmer reiste als Gesamtführender nach Frohburg, sicherte sich überlegen die Pole Position und machte im Training auch gleich einmal die Erfahrung, dass sich Stürze auf einer Straßenrennstrecke verbieten.

Lukas Wimmer krönte sich in Frohburg zum neuen Europameister der Klasse Supermono.

Für das Rennen am Sonntagmorgen hatte die Krämer-Mannschaft die HKR Evo2 R wieder hergerichtet, doch die 19 Fahrer fanden eine nasse Strecke vor. Wimmer überließ seinem österreichischen Landsmann Josef Frauenschuh die Führungsarbeit, schließlich hat der Haudegen nicht nur gute 30 Jahre Erfahrung in der Supermono-Klasse, sondern auch auf Straßenrennstrecken wie Frohburg. Für Wimmer, der zuvor lediglich mit der IDM in Schleiz etwas Road-Racing-Luft gechnuppert hatte, sollte sich die Entscheidung als richtig erweisen. Frauenschuh, der in der EM-Wertung auf Platz zwei lag, konnte dem Druck schließlich nicht standhalten und rutschte in der Hartmut-Wagner-Kurve aus. Wimmer ging vorbei und siegte vor Jerry van de Bunt und Mike Velthuijzen. Josef Frauenschuh stieg nach dem Missgeschick wieder auf und beendete das Rennen als Vierter.

Eine weitere Auflage des Duells um die Europameisterschaft gab es im zweiten Rennen nicht. Frauenschuh schied noch in der ersten Runde aus, so dass Lukas Wimmer mit einer schnellen Runde nach der anderen Richtung EM-Titel fuhr. Er siegte mit über 12 Sekunden Vorsprung auf den ebenfalls in Österreich beheimateten Briten Shaun Anderson und Mike Velthuijzen, der wiederum Dritter wurde.

Frohburg Twin/Mono:

Die gemischte Klasse der Ein- und Zweizylinder nach selbstgemachtem Reglement (daher der Name) sah einen überlegenen Doppelsieger. Italiens TT-Superstar Stefano Bonetti war erstmals in Frohburg, hatte aber weder mit dem Kurs, noch mit seiner gewohnt schnellen Paton nach Supertwin-Reglement Mühe die Konkurrenz in Schach zu halten. Im ersten Lauf siegte er mit 5,5 Sekunden Vorsprung auf Jerry van de Bunt, dem schnellsten Vertreter der Mono-Kategorie und Bob Peeters.

Stefano Bonetti (33) gewann auf seiner Paton beide Rennen der Frohburg Twin/Mono.

Im zweiten Lauf hatte Bonetti dann noch leichteres Spiel. Obwohl sich im vorangegangenen Rennen der IRRC Supersport bereits Slicks als die optimale Bereifung herausgestellt hatten, setzten die Konkurrenten Bonettis auf die profilierte Bereifung. 20 Sekunden nahm der Italiener dem Zweitplatzierten Renzo van der Donckt ab. Dritter wurde Kris Steenhaut.

2-Takt-Trophy:

Ein besonderer Gast hatte sich aus Nordirland für das Frohburger Dreieckrennen angekündigt. Gary Dunlop, Sohn des unvergessenen Joey Dunlop, nahm die lange Reise auf sich, um bei dem Rennen zu starten, bei dem sein Vater 1995 gewinnen konnte und welches seit 2003 den Beinamen Joey Dunlop OPEN trägt.

Im ersten Lauf war Dunlop lange Zeit auf dem vierten Platz der 125ccm-Kategorie platziert, bis er auf seiner Honda RS 125 mit technischen Problemen die Box ansteuern musste. Im zweiten Rennen war Gary Dunlop dann leider nicht mehr mit von der Partie.

Beide Läufe gewann Mario Lindner auf seiner Honda RS 250 R.

Das IRRC-Finale in Frohburg war ein gelungener Saisonabschluss, bei dem auch schon weiter an der Zukunft dieser Rennserie gearbeitet wurde. Eventuell wird die Strecke in Terlicko (Tschechien) 2018 in den IRRC-Kalender zurückkehren. Auch Mitglieder der Motorsportclubs aus Riga (Lettland) und Tallinn (Estland) waren in Frohburg, um sich über die Voraussetzungen eines IRRC-Laufs in den kommenden Jahren zu erkundigen.

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