Markus Reiterberger

86. Int. Schleizer Dreieckrennen: 28.000 Zuschauer feiern packende Rennen

Zu tausenden strömten die Fans in diesem Jahr wieder zu ihrem Dreieckrennen. Jubelorgien mit den Siegern am Buchhübel, wieder mit Freunden und Bekannten auf der Tribüne sitzen und die Stars der deutschen Motorradszene anfeuern als ob es nie eine Corona-Pandemie gegeben hätte. Nach über einem Jahr der Einschränkungen, war es für die Motorsportfreunde ein schönes Geschenk, dass ausgerechnet der Saisonhöhepunkt auf dem Schleizer Dreieck ohne Beschränkungen stattfinden durfte.

In 1:24,315 Minuten setzte Markus Reiterberger am Samstag die schnellste Zeit im Qualifikationstraining. Das Comeback des Bayern in der IDM-Superbike war erst wenige Tage vor dem Rennwochenende bestätigt worden. Die BMW S 1000 RR vom BCC Racing Team wurde kurzerhand auf Reiterbergers Bedürfnisse umgebaut, wobei auch sein Vater Thomas wieder als Mechaniker dabei war. Doch mit Ilya Mikhalchik aus dem Team EGS-alpha-Van-Zon-BMW von Werner Daemen zeichnete sich schon im Training ein Duell um die Rennsiege ab. Der Ukrainer war auf der neuen BMW M 1000 RR nur knapp eine Zehntelsekunde langsamer als Reiterberger auf dem Vorgängermodell.

Das Feld der IDM Superbike auf dem Weg vom Buchhübel zur Querspange an der Kohlbachstraße.
Das Feld der IDM Superbike auf dem Weg vom Buchhübel zur Querspange an der Kohlbachstraße.

Erwartungsgemäß setzten sich die beiden BMW-Piloten vom Start des ersten Laufs weg von der Konkurrenz ab. Der Schleizer Julian Puffe war am Anfang stark dabei, fiel jedoch im Verlauf des Rennens wieder zurück. An der Rennspitze sah man Reiterbergers BMW an, dass Fahrwerk und Traction Control noch nicht perfekt abgestimmt waren. Mit wilden Rutschern machte der ehemalige Superbike-WM-Pilot Druck, während Mikhalchik locker mithielt. Zudem hatte der Bayer auf eine härtere Reifenmischung gesetzt. Unter den herrschenden Streckenbedingungen ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. In der vorletzten Runde hatte der Ukrainer genug gesehen und ging ausgangs der ultraschnellen Seng in Führung. Die Spitzenposition hielt Mikhalchik bis ins Ziel und fügte Reiterberger damit eine Niederlage vor seinen zahlreich angereisten Fans zu. Doch auf dem Buchhübel feierten die Zuschauer beide Piloten, die ihren Zweikampf mit Respekt und fairen Mitteln ausgetragen hatten.

Bastien Mackels überquerte die Ziellinie unterdessen auf der Yamaha R1 vom niederländischen SWPN-Team als Dritter, fünf Sekunden vor Florian Alt, der sich nach dem Verstoß am Vortag vom letzten Startplatz bis auf Platz vier nach vorn arbeitete. Lokalmatador Julian Puffe auf der GERT56-BMW konnte sich bei seinem Heimrennen den fünften Platz sichern, Alessandro Polita zeigte auf der sechsten Position eine der stärkeren Vorstellungen auf der einzigen Honda CBR 1000 RR im Feld, eingesetzt vom Holzhauer-Team.

Kurz nach dem Start zum zweiten Lauf führt der Schleizer Julian Puffe (19) das Feld mit Alessandro Polita (53) durch die Buchhübelkurven.
Kurz nach dem Start zum zweiten Lauf führt der Schleizer Julian Puffe (19) das Feld mit Alessandro Polita (53) durch die Buchhübelkurven.

Für den zweiten Lauf hatte Markus Reiterberger noch einige Anpassungen am Motorrad vornehmen und allen voran den weicheren Slick aufziehen lassen. Da die ersten neun im zweiten Rennen in umgedrehter Reihenfolge starten, können der Start und die ersten Kurven großen Einfluss auf das Ergebnis haben. Während Reiterberger bereits als Zweiter aus der ersten Runde zurück kam, musste sich Mikhalchik erst noch durch den Verkehr kämpfen. Das gelang ihm auch, aber da war sein Rivale bereits um die entscheidenden Sekunden entwischt. Reiterberger, der in Schleiz ohne Testfahrt auf ein für ihn unbekanntes Bike sprang, hatte sich jetzt eingefahren und ließ Mikhalchik keine Chance. Florian Alt konnte sich trotz eines kurzen Ausrutschers auf dem dritten Platz halten, während Julian Puffe den vierten Platz vor seinem Heimpublikum wie einen Sieg feierte.

Meisterschafts-Leader Dominic Schmitter (Yamaha) liegt der Schleizer Naturkurs nicht besonders. Der HESS-Yamaha-Pilot lief nur auf den Rängen 12 und 11 ein. Ihm bleibt damit ein Punktevorsprung von sechs Zählern auf Ilya Mikhalchik, der in Most nicht antrat. An dritter Stelle liegt weitere vier Punkte zurück Valentin Debise mit der Weber-Kawasaki.

Das zweite Rennen der IDM Supersport wurde wieder zur Beute von Patrick „Pax“ Hobelsberger und seiner MGM-Yamaha. Seinen Markenkollegen Max Enderlein und Kevin Wahr ließ der Landauer auf den Plätzen zwei und drei einmal mehr keine Chance. Christoph Beinlich (Yamaha) aus Pößneck steigerte sich gegenüber dem Vortag und beendete das Rennen auf einem starken vierten Platz, vor Doppelstarter Valentin Debise (Kawasaki), der die grünen Farben sowohl bei den Superbikes, als auch in der Supersport-Klasse vertritt.

Die Meisterschaft hat Hobelsberger nach vier Siegen in den letzten vier Rennen klar im Griff. Ihm folgt der Doppelsieger von Oschersleben, Valentin Debise, der bei seinem Debüt in Schleiz gute Leistungen zeigte, aber auf der physisch anspruchsvollen Straßenrennstrecke ohne Frage nicht sein volles Potential ausschöpfen konnte.

In der Superstock-600-Klasse zeigte der Hohenstein-Ernstthaler Paul Fröde auf der betagten Honda CBR 600 RR einmal mehr eine sensationelle Vorstellung. Noah Lequeux und Dominik Blersch hatten auf den Plätzen zwei und drei keine Chance. Der Schleizer Philipp Stich musste seine Hoffnungen auf einen weiteren Podestplatz vorzeitig begraben und mit technischen Problemen die Box ansteuern.

Bei den kleinen Supersportlern bis 300ccm dominierte ganz klar Dirk Geiger vom Freudenberg-KTM-Team. Der kleine Einzylinder aus Österreich darf sogar 390ccm haben, aber auch die professionelle Mannschaft von Carsten und Michael Freudenberg dürften am Erfolg einen großen Anteil haben. Geiger fuhr am Samstag die Pole Position heraus und war am Sonntagmorgen wahrscheinlich früher als seine Konkurrenten aufgestanden. Der Mannheimer legte in den 12 Rennrunden über 12 Sekunden zwischen sich und seine Verfolger und unterstrich damit seine Klasse. In der aus acht Fahrern bestehenden Verfolgergruppe konnte sich schließlich, zur Freude des Publikums, der Schleizer Micky Winkler (Kawasaki) durchsetzen. Ihm folgte der Vorjahresmeister Lennox Lehmann (KTM) auf Platz drei.

Im zweiten Rennen am Sonntagnachmittag konnten dann auch Geigers Verfolger schnelle 1:37er Zeiten fahren, doch dem Freudenberg-KTM-Piloten reichte diesmal ein 2,8-Sekunden-Polster, um weitere 25 Meisterschaftspunkte einzufahren. Lennox Lehmann aus Dresden und Marvin Siebdrath aus Wildenfels vertraten die sächsischen Farben auf den weiteren Podestplatzierungen, während Lokalmatador Micky Winkler sich noch knapp vor dem Belgier Luca de Vleeschauwer (Kawasaki) als Vierter über die Ziellinie retten konnte.

Eine starke Leistung zeigte die Erzgebirgerin Lucy Michel (Yamaha), die im zweiten Rennen mit Platz 12 in die Punkte fuhr.

In der Meisterschaft liegen die Freudenberg-Jungs weiter unangefochten in Führung. Lennox Lehmanns Punktepolster auf seinen Teamkollegen Dirk Geiger schrumpfte von 46 auf nunmehr 32 Punkte.

Josef Sattler und Luca Schmidt hatten in der IDM Sidecar diesmal leichteres Spiel. Anders als am Vortag gelang dem alten Hasen Sattler mit dem erst 18jährigen vom MSC Schleizer Dreieck im Boot diesmal ein nahezu perfekter Start. Mike Roscher und Anna Burkard hatten keine Chance das Duo vom Bonovo-Action-Team abzufangen. Ganze 16 Sekunden schenkten Sattler/Schmidt der deutsch-schweizerischen Paarung ein. Michael Grabmüller und Sebastien Lavorel belegten den dritten Platz und damit Rang zwei in der 600er-Wertung, Schwegler/Kopecky sicherten sich mit dem dritten Platz in dieser Klasse 16 weitere Meisterschaftszähler.

Damit liegen Markus Schwegler und Ondrej Kopecky nun schon ganze 28 Zähler hinter den Tabellenführenden Sattler/Schmidt zurück. Die Schleiz-Doppelsieger sind in der bisherigen Saison ungeschlagen und es dürfte schwer werden Josef Sattler am zweiten IDM-Meisterschaftsgewinn nach 2018 noch zu hindern.

Im Pro Superstock Cup trumpfte der Drittplatzierte des Samstagsrennens diesmal ganz groß auf. Côme Geenen distanzierte Sandro Wagner und David Datzer, die am Tag zuvor den Sieg noch unter sich ausmachten, um fast drei Sekunden. Wagner behielt im zweiten Lauf die Oberhand über Datzer, der das Rennen in Schleiz dem gleichzeitig stattfindenden IRRC-Auftakt in Chimay (Belgien) vorzog. Den drei BMW-Piloten auf dem Siegerpodest folgte mit Moritz Jenkner auf Platz vier der beste Yamaha-Vertreter.

Im Yamaha R3 bLU cRU Cup konnte Sarah Göpfert am Sonntag nicht ganz an ihren sensationellen Sieg im ersten Lauf anknüpfen. Zwar hielt die Neukirchenerin in der Spitzengruppe mit aber auf dem vierten Platz blieb ihr diesmal nur die Holzmedaille. Dafür feierte mit Rocco Sessler der jüngste Teilnehmer seinen ersten Sieg. Der 12jährige war im ersten Rennen noch am Buchhübel spektakulär ins Feld geflogen, am Sonntag hatte er seine Lektion gelernt und machte es besser. Zweiter wurde wiederum Loris Nick Roelfsema, der nun das Gesamtklassement mit 71 Zählern vor Sarah Göpfert (60) anführt. Bryan Cohen, der Doppelsieger von Oschersleben, kam mit dem Schleizer Dreieck nicht so gut zurecht und liegt mit 55 Punkten punktgleich mit Rocco Sessler auf Gesamtrang drei.

Der Twin Cup schlug in Schleiz mit sage und schreibe 39 Teilnehmern auf, das mächtigste Feld des Wochenendes. Der Konkurrenz überlegen waren aber drei Fahrer, die sowohl am Samstag als auch am Sonntag die Podestplätze unter sich ausmachten. Johann Flammann ging in beiden Rennen als Sieger hervor, nur hinter ihm tauschten Felix Klinck und Nicolai Kraft am Sonntag die Plätze. Mit über 10 Sekunden musste sich der ehemalige ADAC-Junior-Cup-Pilot Justin Hänse aus Niederpöllnitz auf Platz vier bei seinem Heimspiel geschlagen geben.

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