Die Dresdner Autobahnspinne – Internationale Auto- und Motorradrennen auf der Autobahn bei Dresden-Hellerau 1951-1971

Weißer Hirsch, Wilder Mann, Blaues Wunder und Dresdner Autobahnspinne – Begriffe, die nicht nur Dresdner Einwohner kennen. In diesem Buch wird die Geschichte der Dresdner Spinne, die eigentlich „Autobahnspinne Dresden-Hellerau“ heißt, erzählt. Zwanzig Jahre lang, von 1951 bis 1971, wurde auf dem Autobahndreieck im Norden der Landes- bzw. Bezirkshauptstadt, in der Nähe des Flughafens Dresden-Klotzsche, internationaler Motorrennsport betrieben. Spitzensportler aus Ost und West trafen sich hier, fuhren gesamtdeutsche und internationale Rennen sowie DDR-Meisterschaftsläufe. Die Vorgeschichte des Motorsports rund um Dresden, Geschichten am Rande der Großveranstaltungen und die Einbindung der beteiligten Sportclubs runden das Gesamtbild ab. Rennberichte aus verschiedenen Publikationen geben die zeitgemäße Stimmung der rennbegeisterten Bevölkerung, der Aktiven und der vielen Helfer am Rande der Strecke wieder. Ebenso sind die Fotos von den Veranstaltungen authentische Dokumente dieser Zeit.

  • Die Dresdner Autobahnspinne – Internationale Auto- und Motorradrennen auf der Autobahn bei Dresden-Hellerau 1951-1971
  • Zusammenstellung und Fotoauswahl: Mike Jordan
  • 168 Seiten
  • 177 Fotos und Dokumente
  • Hardcover 23,5 x 16,5 cm
  • NOTschriften-Verlag 2021
  • ISBN 978-3-948935-13-9

Leseprobe (aus Illustrierter Motorsport 1962):

Die Initiatoren des MC Dresden hatten sich bei der Vorbereitung dieses Renntages die erdenklichste Mühe gegeben, zum Abschluss der diesjährigen Meisterschaftssaison im Straßenrennsport den Zuschauern einen großen, farbenprächtigen Herbststrauß zu präsentieren. Sie hatten keine Anstrengungen gescheut, aus vielen europäischen Ländern Spitzenfahrer zu verpflichten. Wenn dennoch bei den international besetzten Rennen der Solomaschinen bis 125 ccm und bis 250 ccm sowie beim Lauf der Formel-Junior-Rennwagen die DDR-Sportler eindeutig dominierten, so spricht das nicht nur für das gediegene Können unserer Spitzenfahrer, sondern in erster Linie für das hervorragende Material, das unseren Sportlern von unserer volkseigenen Industrie zur Verfügung gestellt wird. Besonders in den Motorrad-Lizenzklassen zeigte es sich erneut, dass außer der japanischen Werks-Honda, die diesmal nicht mit dabei war, die anderen Fabrikate des Auslandes gegenüber der schnellen MZ kaum mehr als eine Außenseiterchance besitzen.

Besonders augenscheinlich wurde diese Überlegenheit beim Lauf der Lizenz-Solomaschinen bis 250 ccm. Den zwei MZ unter Werner Musiol und Klaus Enderlein stellten sich sechs Motobi, vier Aermacchi, eine Privat-Honda und zwei NSU zum Kampf, doch nicht einer einzigen dieser Maschinen gelang es, bei der Zwölf-Runden-Jagd mit dem Sieger Musiol in der gleichen Runde wie sein Gefährte Enderlein das Rennen zu beenden. Wenn auch Werner Musiol mit einem Vorsprung von einer Minute und 17 Sekunden vor Klaus Enderlein, der wegen stark rutschender Kupplung mit dem Sieger nicht gänzlich mithalten konnte, denkbar überlegen gewann, so entbehrte dieser Lauf dennoch nicht der Spannung und Dramatik. Vier Runden lang behauptete der Italiener Campanelli mit seiner Motobi den dritten Platz hinter den beiden führenden DDR-Fahrern. Doch aus der fünften Runde kam er in fünfter Position angebraust, mit abgerissener Fußraste und beschädigter Fußbremse. Ein Sturz hatte ihn und seine Maschine auf die regennasse Straße geworfen, doch beherzt setzte er die Verfolgung der beiden jetzt vor ihm liegenden, des Holländers Leenheer und des Westdeutschen Braun fort, hatte in der vorletzten Runde diese beiden erreicht, aber ein Getriebeschaden setzte seiner großartigen Verfolgungsjagd in der Karussell-Kurve – zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel – endgültig ein Ende. Lange nachdem der letzte Fahrer bereits abgewinkt war, kam ein einsamer Mann auf der Start-und-Ziel-Geraden mit seiner Maschine angekeucht, schob sie mit letzter Kraft über den Zielstrich und brach dann zusammen. Es war der tapfere Paolo Campanelli. Nach der kräftezehrenden Fahrt – das linke Bein hatte wegen der abgerissenen Fußraste keinen Halt mehr gehabt – nun noch dieser 2500-m-Trab mit der nicht leichten Maschine über die regengepeitschte Autobahn. Das war wirklich eine Energieleistung, wie man sie nicht an jedem Renntag zu sehen bekommt, und herzlich war dann auch der Beifall der Tausenden für diese Tat.

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