Sieger Hobelsberger (52) mit Alt (1) und Mikhalchik (17) im Schlepptau

IDM Sachsenring: Nieselregen sorgte für spannende Rennen

Sowohl am Freitag als auch am Samstag fanden die Fahrer trockene Streckenverhältnisse vor. Am Rennsonntag sollte sich das ändern und das hieß Improvisationsvermörgen und viel Gefühl waren gefragt, um mit den veränderten Streckenverhältnissen zurechtzukommen. Immer wieder zogen leichte Schauer über den Sachsenring, welche die Strecke leicht befeuchteten, doch so richtig nass wurde es nie. Dem Zuschauerzustrom tat das Wetter im motorradsport-verrückten Sachsen keinen Abbruch. Die Zuschauer kamen dennoch zahlreich an den Grand-Prix-Kurs bei Hohenstein-Ernstthal.

IDM Superbike

Kurz vor dem Start des ersten Superbike-Laufs hatte sich der erste Schauer über der Strecke ergossen und so waren schnelle Mechaniker-Hände gefragt, um Räder und Setup für die veränderten Bedingungen zu tauschen. Am schnellsten hatte sich Florian Alt an die nassen Asphaltverhältnisse gewöhnt, denn der Vorjahresmeister übernahm vom Start weg auf seiner Honda die Führung. Die BMW-Konkurrenz um den von der Pole-Position gestarteten Patrick Hobelsberger hielt sich zunächst zurück. Der dreifache IDM-Superbike-Meister Ilya Mikhalchik kam gar nicht mit den feuchten Bedingungen klar und war weit abgeschlagen im Mittelfeld zu finden.

Auf der anderen Seite witterten einige Fahrer ihre Chance auf ein gutes Ergebnis. So etwa der Superbike-Neuling Maximilian Kofler oder der Niederländer Colin Velthuizen, der auf seiner BMW des Teams RR Socia Racing zeitweise auf Platz vier geführt wurde. Doch in Runde neun verabschiedete sich Velthuizen spektakulär in der schnellen Links nach der Karthalle, wobei die BMW M1000RR im hohen Bogen bis hinter die Leitplanke flog.

Bei Rennhalbzeit hatten sich Florian Alt und Toni Finsterbusch an der Rennspitze mit einigem Abstand etabliert. Der Krostitzer auf der GERT56-BMW arbeitete sich dabei immer dichter an den Leader heran. Für die Schlussphase des Rennens hatte derjenige die besten Karten, der seine Reifen am besten geschont hatte, denn die Strecke begann nun abzutrocknen. Reifen schonen, das ist eine der besonderen stärken der Ducati Panigale V4R und Lorenzo Zanetti arbeitete sich Sekunde um Sekunde an das Führungsduo heran. Zwei Runden vor Schluss konnte der Italiener dann die erste Position übernehmen den sensationellen Sieg für die Triple-M-Ducati-Mannschaft nach Hause. Finsterbusch konnte sich zu Beginn der letzten Runde noch Florian Alt schnappen, der auch den dritten Platz nach der Zieldurchfahrt noch verlieren sollte. Weil er das obligatorische Regen-Rücklicht an seiner Holzhauer-Honda nicht eingeschaltet hatte, wurde Alt nachträglich um drei Plätze auf die sechste Position zurückgestuft. Pokal und Punkte für den dritten Platz erbte Patrick Hobelsberger vor den beiden überraschend schnellen Yamaha-Rookies Maximilian Kofler und Leon Orgis auf den Plätzen vier und fünf.

Für das zweite Rennen wurden die Karten noch einmal neu gemischt, denn trotz eines kurzen Schauers vor dem Start war die Strecke trocken und bei der Reifenwahl setzten alle Teams durchweg auf Slicks.

Florian Alt wollte den Fauxpas aus dem ersten Lauf revidieren und setzte sich einmal mehr vom Start weg an die Spitze. Zu ihm gesellten sich mit Patrick Hobelsberger und Ilya Mikhalchik die beiden Speerspitzen aus dem BMW-Lager sowie der Sieger des ersten Laufes, Lorenzo Zanetti. Der Trainingsschnellste Hobelsberger versuchte Ende Start-und-Ziel immer wieder Alt von der Führungsposition zu verdrängen, doch der Honda-Pilot machte die Tür geschickt zu. Erst gegen Ende des 18-Runden-Rennens spielte der GERT56-Pilot, der auf den härteren der beiden Pirelli-Hinterreifen setzte, dann seinen Vorteil aus und sicherte sich neben seinem ersten Saisonsieg auch die Meisterschaftsführung. Ilya Mikhalchik konnte sich nach Platz 14 im nassen ersten Lauf über einen versöhnlichen dritten Platz freuen, während Zanetti Rang vier ins Ziel brachte. Hinter dem Quartett beendeten die beiden GERT56-Teamkollegen Toni Finsterbusch und Jan-Ole Jähnig ein einsames auf den Plätzen fünf und sechs.

Für den Hohenstein-Ernstthaler Max Enderlein ging die Rechnung nach einem hervorragenden Training am Sonntag nicht ganz auf. Über die Renndistanz verlor der Yamaha-Pilot jedoch zu viel Zeit und beendete die beiden Läufe punktelos mit zwei 17. Plätzen.

IDM Supersport

Der zunächst als Trockenrennen gestartete Lauf der Supersportler musste schon nach wenigen Runden aufgrund einsetzenden Regens neu gestartet werden. Nun auch offiziell als Wet-Race über 10 Runden gestartet, war Regen aber nun wieder verflogen und folglich setzten die meisten Piloten wieder auf den profillosen Slickreifen. Einer der auf Regenreifen gesetzt hatte, war der Sieger des Samstagsrennens, Stepan Zuda. Das Risiko zahlte sich für den Ducati-Piloten nicht aus, der am Ende der 10 Runden mit Rundenrückstand nur als 20. gewertet wurde.

Den Re-Start erwischte Andreas Kofler von der Pole-Position einmal mehr am besten. Der Österreicher konnte auch gleich wieder einige wichtige Meter zwischen sich und die Konkurrenz bringen. Auch sein Teamkollege Lennox Lehmann konnte den Startplatz in der ersten Reihe umsetzen und sich in der Spitzengruppe festsetzen. Sein letztjähriger Teamkollege beim Freudenberg-Team in der IDM Supersport 300, Dirk Geiger, erwischte mit aus der dritten Reihe ebenfalls einen hervorragenden Start. Der MCA-Honda-Pilot machte sich zusammen mit Kyle Smith (Weber-Kawasaki) auf die Verfolgung von Kofler, der jedoch das Tempo an der Spitze nach Belieben kontrollierte.

Als Smith zwei Runden vor Schluss der Reifen einging, nutzte Dirk Geiger seine Chance und eroberte den zweiten Platz zurück. Auch Daniel Blin schob sich mit der Ducati Panigale V2 am dreifachen Supersport-WM-Laufsieger vorbei und sichere sich so, wie schon am Samstag den Pokal für Platz drei.

Einen krönenden Abschluss setzte der Dresdner Lennox Lehmann in seinem Premierenwochenende in der Supersport-Klasse. Wie schon im ersten Lauf kam der Kofler-Yamaha-Pilot in der Schlussphase stark auf. Platz vier war die Belohnung für sein starkes Rennen. Kyle Smith fiel in der Schlussphase noch hinter Luca de Vleeschauwer zurück, der die beste Triumph auf Platz fünf ins Ziel steuerte.

IDM Supersport 300

Die nassesten und damit schwierigsten Verhältnisse des Tages fanden die 12 Nachwuchspiloten der IDM-Supersport 300 vor. Dementsprechend chaotisch ging es im zweiten Lauf der Klasse am Sonntag zu.

Zunächst war es der Sieger vom Vortag, Oliver Svendsen, der die Führung übernahm, diese jedoch alsbald an den Gaststarter Loris Veneman abtreten musste. Als Ruben Bijman ausgangs der Sachsenkurve nur leicht auf den Kurb fuhr, verlor der Niederländer sofort die Kontrolle über das Hinterrad und stürzte. Seine beiden Freudenberg-KTM-Teamkollegen Jeffrey Buis und Philip Tonn konnten nicht mehr ausweichen und gingen ebenfalls zu Boden. Somit war die Spitzengruppe arg dezimiert und Veneman profitierte zunächst von dem Chaos hinter ihm. Doch der niederländer hatte, so wie auch Svendsen, die Warm-Up-Runde aus der Boxengasse in Angriff genommen und hätte sich dementsprechend in der Startaufstellung hinten einreihen müssen. Die Tatsache, dass sie ihre Startpositionen in der ersten Reihe bezogen, bescherte den beiden jeweils eine Durchfahrtsstrafe, so dass sich plötzlich die Außenseiter Senna van den Hoven (Kawasaki) und Dylen Czarkowski (Yamaha) an der Rennspitze wiederfanden. Für die beiden Niederländer ging es um den jeweils ersten IDM-Sieg ihrer noch jungen Karrieren und mit entsprechend viel Einsatz kämpften die beiden um die Spitzenposition. Trotz der schwierigen Streckenbedingungen wechselte die Führung mehrfach bis Czarkowski sich in der zwölften und letzten Runde mit dem entscheidenden Ausbremsmanöver am Queckenberg durchsetzen konnte. Ein emotionaler Sieg für den erst 17jährigen, der sein Motorrad privat zusammen mit seinem Bruder als Mechaniker einsetzt.

Der dritte Platz ging an Oliver Svendsen, der nach der Durchfahrtsstrafe noch Loris Veneman vom Podest verdrängen konnte. Letzterer wurde schließlich sogar nur als Siebenter gewertet, da er, wie schon Florian Alt, die Regenleuchte an seinem Motorrad nicht aktiviert hatte.

Seitenwagen-WM

Auch zum Start des Hauptrennens der Seitenwagen zeigte sich der Sachsenring noch mit einer leicht feuchten Asphaltdecke. Kein Problem für die Dreiradartisten, die durchweg auf die breiten Slicks des neuen Ausrüsters Hoosier setzten. Harry Payne und Kevin Rousseau, die Sieger des Sprints am Samstag, gingen auch das Rennen über die lange Distanz von 20 Runden wieder von der Spitze aus an. Über sechs Sekunden setzten sich die beiden zeitweise vom Rest des Feldes ab. Doch die anderen Teams waren noch lange nicht aus dem Rennen. Sie sparten sich ihre Reifen für die Schlussphase des Rennens auf. Ein zu überrundetes Gespann machte dann Markus Schlosser und Luca Schmidt einen Strich durch die Rechnung. Das schweizerisch-deutsche Team verlor einige Plätze und auch die Briten Christie/Christie wurden aufgehalten. Das erlaubte Todd Ellis und Emanuelle Clément den Anschluss an die Spitzengruppe. Die Weltmeister der Jahre 2022 und 2023 erlebten auf dem Sachsenring ein schwieriges Wochenende, doch nun witterten die beiden ihre Chance. Sogar der Sieg war möglich, da sich die gesamte Spitze wieder zusammenschob. Payne/Rousseau hatten ihren Vorsprung eingebüst und die Verfolgergruppe Ellis/Clément, Christie/Christie, Päivärinta/Christie und Schlosser/Schmidt fuhren wesentlich schnellere Rundenzeiten. Gerade als das Rennen wieder spannend wurde, kam jedoch der Abbruch mit der roten Flagge. Für die Sieger Payne/Rousseau gerade noch im richtigen Moment. Sowohl Bennie Streuer und Kevin Kölsch als auch Rupert Archer und Ruben Janssens hatten sich in der schnellen Links vor der Karthalle ins Kiesbett verabschiedet und mussten geborgen werden. Da 60 Prozent der Renndistanz absolviert waren, konnte die volle Punktzahl ohne Neustart verteilt werden.

Die IDM-Wertung ging an das Vater-Sohn-Gespann Ted und Vincent Peugeot, nachdem sich Lukas Wyssen mit Befahrerin Ema Salmon im Streckenabschnitt Omega gedreht hatte. Das Team Sattler Motorsport mit Patrick Werkstätter und dem frischen angeheurten Beifahrer Vincent Pirat konnte sich über einen hervorragenden zweiten Platz (Platz 7 in der WM-Wertung) freuen.

Northern Talent Cup

Unter trockenen Bedingungen konnten die jungen Talente des NTC ihren zweiten Lauf am Sonntag in Angriff nehmen. Ganz vorn zeigten sich einmal mehr die Favoriten des ersten Rennens um den Sieger Jurrien van Crugten und den zweitplatzierten Belgier Tom Rolin. Mit seit diesem Jahr eingesetzten reinrassigen Rennmotorrad Honda NSF250R wird der Nachwuchs auf höhere Rennklassen wie den Red Bull Rookies Cup oder die Moto3-Weltmeisterschaft vorbereitet und das heißt vor allem fahren im Pulk und sich in großen Gruppen durchsetzen. Bei einsetzendem Regen in der vorletzten Runde wurde das für die ehrgeizigen NTC-Junioren zu einem herausvordernden Balanceakt. Am Queckenberg war es dann so nass, dass sich die drei Führenden Levin Phommara, Jurrien van Crugten und Antoine Nativi auf ihren Slick-bereiften Honda im Parallelflug ins Kiesbett verabschiedeten. Sofort wurde das Rennen mit der roten Flagge abgebrochen und Tom Rolin, Matteo Masili und Ben Wiegner erbten die Pokale für die ersten drei Positionen. Der Lichtenauer Richard Irmscher konnte sich ebenso über Platz vier beim Heimspiel freuen.

Pro Superstock Cup

Der zweite Lauf des Pro Superstock Cups wurde einmal mehr zur Triumphfahrt von Soma Görbe. Der Ungar legte die Distanz über 12 Runden wieder etwa um eine Sekunde pro Runde schneller auf seiner BMW S1000R zurück als die Konkurrenz. Hier setzte sich diesmal der amtierende niederländische Meister Ricardo Brink auf seiner Yamaha R1 gegen die BMW-Piloten Dominik Blersch und Moritz Jenkner durch. Für Paul Fröde reichte es nach dem Aus in Kurve 1 am Samstag diesmal zu einem versöhnlichen fünften Platz.

KTM Junior Cup powered by ADAC

Luis Rammerstorfer gewann nach dem Rennen am Samstag auch den Lauf am Sonntag in souveräner Manier. Über 12 Sekunden betrug der Abstand auf den Zweitplatzierten Luca Hafeneger nach der Renndistanz über 12 Runden. Der Zweite des Vortags, Ricardo Berzati, startete nicht zum Rennen und Luna Köckritz erreichte das Ziel nicht, womit nur 10 Fahrerinnen und Fahrer in Wertung kamen.

Bei den kommenden Rennen sollen noch weitere Nachwuchsfahrer im Cup starten und das ist auch notwendig, wenn sich der KTM Junior Cup als Nachfolger des ADAC Junior Cup etablieren möchte.

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