Im Rahmen des 5. Thürninger Motorsport Meeting leutete die International Road Racing Championship (IRRC) die Schlussphase der Saison 2025 ein. Die vorletzte der insgesamt sechs Saisonstationen lockte einmal mehr einen Reigen an schnellen Gastfahrern an, welche das IRRC-Feld sowohl quantitativ als auch qualitativ bereicherten. Der schnelle Nordire Adam McLean, der in diesem Jahr in beiden IRRC-Klassen Siege eingefahren hatte, fehlte nach Horice nun auch auf dem Schleizer Dreieck. Diesmal gab der 29jährige aus Tobermore der gleichzeitig stattfindenden Classic TT auf der Isle of Man den Vorrang.
IRRC Superbike
Der ehemalige IDM Superbike Vizemeister Julian Puffe schrieb sich bei den IRRC-Rennen auf seiner Heimstrecke, wie bereits in den vergangenen beiden Jahren, als Gastfahrer ein. Erwartungsgemäß stark präsentierte sich der Schleizer, der sich bei Testfahrten in Spanien Anfang Juni neben einigen anderen Verletzungen beide Handgelenke brach. Mit seiner BMW fuhr er in 1:26,427 Minuten souverän die Pole-Position ein. Die erste Startreihe komplettierten mit dem Schweizer Roger Bantli (Yamaha) und Freddie Heinrich (Kawasaki) aus Lunzenau zwei weitere Wildcard-Starter. Erst auf dem vierten Startplatz folgte mit Johannes Schwimmbeck der beste permanent in die IRRC eingeschriebene Fahrer. Der Bayer war erst in Chimay in die Meisterschaft eingestiegen und sicherte sich zuletzt in Horice das Punktemaximum.
Auch im ersten Rennen lies Julian Puffe nichts anbrennen. Souverän spulte der Schleizer auf seiner BMW M1000RR die 12 Rennrunden ab und fuhr dabei einen Vorsprung von über 20 Sekunden auf Freddie Heinrich heraus, der Roger Bantli über die Renndistanz hinter sich lassen konnte. Erst ganze 35 Sekunden hinter dem Sieger kreuzte mit dem Viertplatzierten Johannes Schwimmbeck (BMW) der beste IRRC-Pilot die Ziellinie. Auf Position sechs hinter dem Gaststarter Martin van Ruitenbeek (Honda) erreichte der Meisterschaftsführende Darryl Tweed (Yamaha) das Ziel, der sich mit dieser konstanten Leistung einmal mehr 20 Punkte sicherte.




Den besten Start zum zweiten Lauf legte Freddie Heinrich auf den Asphalt. Zwar bog der Kawasaki-Pilot als Erster in die erste Kurve ein, doch schon wenig später hatte sich Julian Puffe die Führung zurück geholt. Den Doppelsieg des 29jährigen Lokalmatador hätte ab diesem Zeitpunkt nur noch ein selbstverschuldeter Fahrfehler oder ein technischer Defekt verhindern können. Doch beides blieb aus und so wurde es, wie schon im vergangenen Jahr, ein perfektes IRRC-Wochenende für Julian Puffe seine Unterstützer vom Team JP19 Motorsport.
Hinter dem ehemaligen IDM-Piloten lieferte der erst 20jährige Freddie Heinrich einmal mehr eine gute Leistung ab. Roger Bantli musste sich im Kampf um den dritten Platz mit Johannes Schwimmbeck auseinandersetzen. Der Bayer hatte den 58jährigen Schweizer in der Endphase des Rennens einholen und hinter sich lassen können, doch Bantli konterte in der letzten und entscheidenden Runde um sich, wie schon im ersten Rennen, den dritten Platz auf dem Podium zu sichern. Für Schwimmbeck eine verkraftbare Niederlage, denn der BMW-Pilot konnte seine Rundenzeiten aus dem ersten Lauf deutlich verbessern und sich zum vierten Mal in Folge 25 Punkte in der IRRC-Superbike-Wertung gutschreiben lassen.






In der Meisterschaft hat der Darryl Tweed nur noch zweifachen IRRC-Supersport-Meister Laurent Hofmann zu fürchten. Der Gesamtführende aus Ballymoney, der Heimatstadt der Dunlop-Dynastie, heftete sich clevererweise an das Hinterrad des Belgiers und ging so in Sachen Meisterschaft. Doch Hoffmanns BMW versagte zwei Runden vor Schluss den Dienst, so dass der Yamaha-Pilot aus dem niederländischen Never-be-Clever Racing Team kampflos den sechsten Platz, und damit Platz 2 in der IRRC-Wertung, erbte. Es war die Vorentscheidung in der Meisterschaft, denn Tweed fehlen vor dem Saisonfinale auf dem Frohburger Dreieck nun nur noch drei Meisterschaftspunkte zum Titelgewinn. Hinter Laurent Hofmann folgt Johannes Schwimmbeck auf dem dritten Gesamtrang. Der Bayern muss in Frohburg neun Punkte mehr als Hofmann einfahren, um den Vizetitel zu holen.
IRRC Supersport
Auch in der Supersport-Klasse waren starke Gaststarter vertreten. So sicherte sich ex-IDM-Supersport-300-Meister Marvin Siebdrath (Yamaha) die Trainingsbestzeit vor dem Schweizer Damien Raemy (Yamaha). Damit standen gleich zwei Gäste aus der IDM in der Startaufstellung vor Marek Cerveny (Triumph), dem derzeit Meisterschaftsführenden in der IRRC Supersport. Cervenys tschechischer Landsmann Petr Najman, der sich mit 13 Punkten Rückstand durchaus noch realistische Hoffnungen auf die Meisterschaft machen durfte, qualifizierte seine eigene Ducati V2 auf dem fünften Platz und damit in der zweiten Startreihe. Najman und das deutsche PSB Motorsport Team hatten sich nur wenige Tage vor dem Rennwochenende in Schleiz voneinander getrennt. Die von Thomas Stingl vorbereitete Yamaha R6 Moto2 wurde in Schleiz nicht mehr von Petr Najman, sondern von Gaststarter Marvin Siebdrath bewegt.
Den besten Start zum ersten Rennen erwischte jedoch Gary Johnson mit seiner Suzuki. Vor seinen tschechischen IRRC-Kollegen Cerveny und Najman bog er in die erste Kurve. Die IDM-Gäste Siebdrath und Raemy erwischten einen verhaltenen Start, spielten jedoch im Verlauf der Anfangsphase ihre überlegene Rennpace aus. Dem hatten die IRRC-Fahrer über die 12 Rennrunden nichts entgegenzusetzen. Marek Cerveny sicherte den dritten Platz gegen Gary Johnson ab. Petr Najman musste sich im Zielsprint um Platz fünf um nur vier Tausendstelsekunden seinem Landsmann Matej Vit (Triumph) geschlagen geben.



Auch im zweiten Lauf konnten Cerveny und Johnson trotz eines besseren Starts die IDM-Gäste nicht aufhalten. Siebdrath gelang auf dem Weg zu Sieg in 1:27,836 Minuten die schnellste Supersport-Runde des Wochenendes. Damien Raemy und Marek Cerveny komplettierten das Podest auf den Plätzen zwei und drei. Gary Johnson vom Team Schleizer Dreieck kam abermals als Vierter ins Ziel, was ihm zwar keinen Pokal, aber den Respekt und Applaus des heimischen Publikums einbrachte. Matej Vit erreichte das Ziel als Fünfter, während Petr Najman das Feld vom letzten Startplatz aufrollen musste und so trotz kämpferischer Leistung nur Platz zehn und magere neun Punkte für die IRRC-Supersport-Meisterschaft mit nach Hause nehmen konnte.
Marek Cerveny baut seine Meisterschaftsführung dank voller Punktzahl in Schleiz auf 41 Punkte aus. Petr Najman hat damit in Frohburg nur noch theoretische Chancen. Bei noch 50 zu vergebenden Punkten braucht es schon einiges Rennpech auf Cervenys Seite, um ihn noch vom vierten IRRC-Supersport-Titel in Folge abzubringen. Najman (163 Punkte) gerät sogar im Kampf um den Vizetitel noch unter Druck. Gary Johnson (154 Punkte) könnte ihm diesen beim Saisonfinale noch abjagen.




Am 20. und 21. September 2025 steigt auf dem Frohburger Dreieck das große Finale der International Road Racing Championship. Nach Aussage der IRRC-Organisatoren wird es der Schwanengesang für die Superbikes in der IRRC sein, die 2026 durch die neue Einsteigerklasse IRRC Supertwin ersetzt wird.