Bei herrlichem Sommerwetter kamen über 40.000 Zuschauer nach Schleiz, um sich die Läufe zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft anzuschauen, so viele wie seit 15 Jahren nicht mehr. 1995 waren es über 50.000 Zuschauer, damals gab es aber noch keinen weiteren Meisterschaftslauf im Osten Deutschlands, in diesem Jahr sind es mit Sachsenring, Oschersleben und Eurospeedway Lausitz deren vier.
Durch zwei souveräne Siege des Berliners und bekennenden Schleizliebhabers Dario Giuseppetti auf einer Ducati 1098 konnte es der Meisterschaftsführende in der Klasse Superbike, der Australier Karl Muggeridge, entspannt angehen. Mit einem dritten und einem fünften Platz baute er sogar seine Führung gegenüber dem Verfolger Werner Daemen aus Belgien aus.
Der schied im ersten Rennen wegen eines technischen Defekts aus und belegte im zweiten Rennen knapp vor Muggeridge den vierten Platz. Zuvor fuhr Daemen einen neuen Rundenrekord mit seiner BMW in 1:26,112=159,072 km/h heraus. Die weiteren Titelfavoriten Martin Bauer (AUT, 2./4.) und Stefan Nebel (Velbert, 3./2.) punkteten kräftig und haben so bei den noch zu vergebenden 100 Punkten zumindest eine gute Chance, sollte der Australier patzen. Wie eng es zugeht, konnte man an den spannenden Kämpfen in dieser Klasse beobachten, welche auch mit Körpereinsatz geführt wurden.
In der Klasse IDM-Supersport konnte der Führende, der Australier Damian Cudlin auf Yamaha YZF-R6, seiner Führungsrolle gerecht werden. Er siegte mit vier Sekunden Vorsprung vor dem stark fahrenden Daniel Sutter (SUI) und seinem Meisterschaftsverfolger Michael Ranseder (AUT), welcher die letzten drei (!) Rennen vor Cudlin gewann. Der Austalier hat nun wieder 20 Punkte Vorsprung, was bei drei noch ausstehenden Rennen aber nicht viel ist. Der Lokalmatador Thomas Walter konnte zum zweiten Mal in dieser Saison mit guter kämpferischer Leistung einen 6. Platz erringen und liegt auf Gesamtrang 10.
In der Klasse bis 125 Kubikzentimeter konnte zum dritten Mal in Folge schon in Schleiz der Meister gekürt werden. Nach einem Sieg im ersten Lauf reichte dem für das Freudenberg Racing Team aus Bischofswerda/Sachsen startende Luca Grünwald aus Waldkraiburg auf einer Seel im zweiten Lauf der zweite Platz zum vorzeitigen Meisterschaftsgewinn mit der historischen Freudenberg-Startnummer 43. Der für das gleiche Team startende Toni Finsterbusch aus Krostitz auf KTM kam im ersten Lauf als Zweiter und im zweiten Lauf als Sieger ins Ziel und hat in den letzten beiden Läufen in Assen und Hockenheim die Chance auch den Vizetitel in der Meisterschaft für das Team zu holen.
In der IDM Sidecar war der Einlauf des unspektakulären Rennens dem Tabellenstand entsprechend: Schlosser/ Hofer vor Hock/Becker und Zimmermann/Ziegler. Lediglich auf Platz drei der Tabelle ist noch Päivärinta/Hänni zu verzeichnen, die auch in Schleiz wieder nicht am Start waren. Enrico Becker war nach seinem schweren Unfall in Oschersleben erstmals wieder mit von der Partie – Valentino Rossi lässt grüßen.
Im ADAC Junior Cup macht der für das Team Sachsenring startende Lucas Wimmer ernst. Er gewann sein drittes Saisonrennen. Der in der Tabelle folgende Maximilian Eckner konnte nach einem Zusammenstoß mit Manou Antweiler in der letzten Schikane nur als Zehnter punkten. Antweiler folgte dem Sieger aufs Treppchen vor Klaus Heidel mit gehörigem Abstand. Vor den letzten beiden Rennen beträgt der Vorsprung von Wimmer 24 Punkte vor den punktgleichen Eckner und Antweiler.
Der Rennsonntag in Schleiz begann mit dem hier zuletzt erwähnten Rennen des Yamaha R6- Dunlop-Cup. Nach einer Karambolage zwischen drei Fahrern in der ersten Runde in der Seng wurde das Rennen über nunmehr 12 Runden komplett neu gestartet. Der ausgangs Seng unabhängig gestürzte Patrik Vincon nahm zwar den Neustart aus der Boxengasse auf, hatte womöglich aber doch einen Folgeschaden an der Maschine und musste das Rennen aufgeben. Einen großartigen Kampf lieferte Lucy Glöckner, der leider nicht belohnt wurde. Sie stürzte ebenfalls ausgangs Seng in der Spitzengruppe und kämpfte sich von ganz hinten wieder auf die 18. Position vor. Sieger wurde in einer Dreiergruppe Markus Reiterberger vor Ben Gädke und Luca Hansen. Die Tabelle nun mit Reiterberger (122 Punkte) vor Hansen (95) und Gädke (82) geordnet. Es folgen Lucy Glöckner und Takumi Endo der hier auch nur punktelos 17. wurde.
Wer hinter den Kulissen die Ereignisse in Schleiz verfolgt, wird sich bestimmt seine Meinung bilden. Eines ist jedoch klar: mit diesem fantastischem Sporttag ist die Tradition in Schleiz bewiesen worden. Schleiz ist und bleibt Anziehungspunkt für viele tausende Straßenrennsportfans. Ob dazu auch Renntrainings gehören sollten, welche fast wöchentlich um die Straßen und Grundstücke von Schleiz führen, ist fraglich. Ob in Frohburg, Irland oder auf den tschechischen Straßenkursen ist Renntradition nicht von profitträchtigen Trainingsveranstaltungen abhängig, sondern vom Enthusiasmus der Organisatoren und der Sponsoren.