Etwas länger als üblich mussten die Rennsportfreunde am Schleizer Dreieck auf die 86. Ausgabe ihres seit 1923 ausgetragenen traditionsreichen Straßenrennens warten. Die Corona-Pandemie führte im vergangenen Jahr zur Absage der Veranstaltung und auch die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) konnte ab August 2020 nur eine Notsaison unter strengen Hygieneregeln und ohne Zuschauer absolvieren. Auch die Saison 2021 steht bisher ganz unter dem unter Eindruck der Corona-Pandemie. Die ersten beiden Läufe am Lausitzring und auf dem Sachsenring mussten noch aufgrund des Infektionsgeschehens abgesagt werden, bevor die Rennsaison schließlich ab Mai mit den Events in Oschersleben und in Most (CZE) fahrt aufnehmen konnte. Der geplante Auftritt der IDM Superbike beim Truck Grand Prix auf dem Nürburgring fiel dann in der vergangenen Woche den verherenden Fluten in der Eifel zum Opfer. An eine Rennveranstaltung war unter diesen Umständen nicht zu denken, das Fahrerlager des Nürburgrings wurde kurzerhand zum Krisenzentrum für die Einsatzkräfte umfunktioniert.
Mit dem Rennwochenende auf dem Schleizer Dreieck hofft die Deutsche Motorradmeisterschaft endlich wieder dort anknüpfen zu können, wo man 2019 aufgehört hatte. Gut 30.000 Rennsportbegeisterte hatte man in den letzten Jahren jeweils an Deutschlands ältester Naturrennstrecke begrüßen können. Aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens gelten keine Einschränkungen für Zuschauer, der Kartenvorverkauf lief entsprechend gut. Nur dort wo der Abstand von 1,5 Metern zwischen Personen nicht eingehalten werden kann, gilt nach wie vor eine Maskenpflicht.
In den Zeittrainings für den morgigen Höhepunkt, die Läufe zur IDM Superbike, dominierte erwartungsgemäß Rückkehrer Markus Reiterberger, der in Schleiz seit 2017 auch den Streckenrekord hält. Bei den beiden Rennen am Sonntag wird der Bayer vor seinem BMW-Markenkollegen Ilya Mikhalchik aus der Pole-Position starten. Auf Rang drei platzierte Bastien Mackels die beste Yamaha R1, nachdem Florian Alt mit der Wilbers-BMW auf den letzten Startplatz strafversetzt wurde. Das Wilbers-Team hatte einen Ersatzmotor eingebaut, ohne den technischen Kommissaren das Original-Aggregat vorzeigen zu können. Lokalmatador Julian Puffe aus Schleiz geht morgen mit der GERT56-BMW von Platz vier ins Rennen.
In den ersten Rennen des Wochenendes konnten sich die Fahrerinnen und Fahrer bereits erstmals wieder vor Publikum messen. Den Anfang machte der Twin Cup, wo sich Johann Flammann (Kawasaki) vor Nicolai Kraft (Suzuki) und Felix Klinck (Kawasaki) den Sieg holte.
Das Rennen des Pro Superstock Cups musste nach 9 Runden wegen einsetzendem Nieselregen vorzeitig abgebrochen werden. Die Regenwolken waren so schnell weg wie sie gekommen waren und Straßenspezialist David Datzer hatte BMW-Markenkollegen Sandro Wagner zu diesem Zeitpunkt bereits von der Rennspitze verdrängt und konnte so mit über zwei Sekunden Vorsprung den Siegerokal einfahren. Dritter wurde der Belgier Côme Geenen (BMW) vor Ex-Superbiker Philipp Gengelbach (Kawasaki).
Im Yamaha R3 bLU cRU Cup soll der Nachwuchs eine Chance bekommen, der jüngste Teilnehmer ist gerade einmal 12 Jahre alt. Im ersten Wertungslauf auf dem Schleizer Dreieck bildete sich zunächst eine starke Spitzengruppe, aus der am Buchhübel zunächst Fabio Sarasino durch Sturz herausfiel. Eine Runde später tat es ihm Rocco Sessler gleich, der seine Yamaha R3 ins Getreidefeld schmiss. Mit viel Glück wurde keiner der Fahrer oder Streckenposten verletzt. An der Rennspitze ging der Spitzenkampf bis in die letzte Runde. Hier konnte sich schließlich Sarah Göpfert aus Neukirchen im Fotofinish mit 0,004 Sekunden Vorsprung gegen Loris Nick Roelfsema durchsetzen. Dritter wurde Senna van den Hoven.
Kurz nach 17 Uhr schaltete die Startampel dann für den ersten Lauf der IDM Supersport auf grün. Zwar erwischte der Hohenstein-Ernstthaler Max Enderlein (Yamaha) zunächst den besten Start, aber der WM-erfahrene Patrick Hobelsberger (Yamaha) setzte sich trotz einer unangenehmen Begnung mit einem Insekt, das seinen Weg in die Lederkombi fand und auch prompt zustach, alsbald in Führung und fuhr das 15 Runden lange Rennen nach Hause. Hinter Enderlein kämpften der Meister des Jahres 2014, Kevin Wahr (Yamaha), und der Niederländer Glenn van Straalen (Kawasaki) um den verbliebenen Podestplatz. Am Ende konnte sich van Straalen durchsetzen und Wahr hatte sogar noch mit dem stark aufkommenden Martin Vugrinec zu kämpfen. In der 600ccm-Superstock-Kategorie siegte Paul Fröde (Honda) vor dem Luxemburger Noah Lequeux (Yamaha) und Lokalmatador Philipp Stich (Yamaha).
Den Abschluss des Tages bildeten die Sidecars. Hier gewannen Josef Sattler und Luca Schmidt souverän. Auf den Plätzen zwei und drei landeten die Gaststarter Roscher/Burkard und Schröder/Hirschi, jeweils mit nicht punkteberechtigen 1000ccm-Gespannen. Schwegler/Kopecky und Kimmeswenger/Kölsch vervollständigten das IDM-Podest in der Meisterschaftswertung der 600ccm-Seitenwagen.